Die
Lunebrücke von 1819 ( Irene Hogrewe )
(Quelle: Amt Hagen, I. Regiminalia 1819 )
In alten Zeiten war Hollen durch zwei wichtige Verkehrswege mit anderen Ortschaften verbunden: Der eine war der sogenannte „Karkweg“ von Bokel zur Kirche von Bramstedt; der andere war die Lune, die damals schiffbar war und Hollen mit den Orten an der Wesermündung verband; sie bildete aber auch eine natürliche Grenze zwischen den Börden Bramstedt und Beverstedt. Der Verkehr zwischen Hollen und Freschluneberg wurde nur durch einen Fährmann aufrecht erhalten.
Im Jahre 1819 konstituierte sich auf der Beverstedter Seite der Lune ein Wegeausschuß, der den Bau einer Brücke über die Lune und einen Wegedamm nach Hollen („Brückendamm“) plante: Bauern aus der Börde Beverstedt brauchten eine verbesserte Möglichkeit, ihre Nutzflächen auf der Hollener Seite der Lune zu erreichen. Diejenigen Einwohner und Ortschaften aus dem Gerichte Beverstedt, welche in der Hollener Gemeinheit Großländereien besitzen und sich der Brücke und des Dammes zu ihrer Benutzung bedienen:
No. |
Name der Einwohner |
Ortschaften |
Besitz in Tage- werken |
Bemerkungen |
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1 |
Jürgen Dücker |
Altwistedt |
1 |
Außer den hier namentlich aufgeführten Einwohnern der Dorfschaft Freschluneberg bedienen sich ebenfalls die noch übrigen Einwohner der Brücke wie auch des Dammes - sowohl zu Wagen wie zu
Fuß, dieses ist auch mit den adelichen Wägen der Fall. Auch benutzen die übrigen Einwohner der Dorfschaft Westerbeverstedt die Brücke wie auch den Damm zu Wagen und zu Fuß. Desgleichen wird die Brücke und der Damm von der Dorfschaft Heise (Amt Hagen) benutzt. |
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2 |
Johann Roes |
daselbst |
3 |
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1 |
Adolph Paape |
Freschlune -berg |
7 |
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2 |
Joh.Friedr. Wittschen |
daselbst |
10 |
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3 |
Jost Jürgen Hülseberg |
das. |
3 1/2 |
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4 |
Gerd Hinrich Lübken |
das. |
7 |
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5 |
Johann Mehrtens |
das. |
1 1/8 |
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6 |
Christoph Hülseberg Witwe |
das. |
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3 |
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7 |
Conrad Kampen |
das. |
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3 |
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8 |
Dierk Otten et Consorten |
das. |
10 |
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9 |
Johann Nordmann |
das. |
1 3/4 |
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10 |
Johann Hinr. Lübken |
das. |
4 1/8 |
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11 |
Daniel Paape |
das. |
2 |
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12 |
Lüder Tienken |
das. |
2 |
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13 |
H. Major v. d. Wisch |
das. |
5 |
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1 |
Johann Haaren |
Westerbe- verstedt |
2 1/2 |
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2 |
Jacob Bischoff |
daselbst |
2 |
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3 |
Christopher Göttjen |
das. |
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2 1/2 |
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1 |
Harm Brünje |
Wachholz |
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2 |
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1 |
Chirurgus Kracke et Cons. |
Beverstedt |
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1 |
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Summa der Tagewerke |
73 1/2 |
Von diesem Wegeausschuß wurde noch im gleichen Jahr eine Liste des erforderlichen Materials und, soweit absehbar, eine Übersicht über die entstehenden Kosten für den Brückenbau aufgestellt.
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Reichs- taler |
Gro- schen |
4 Rehm Hölzer 14 Fuß lang, 9 u. 12 Zoll in Kanten, a Fuß 26 Groschen 4 Balken von 20 Fuß lang, 8 Zoll in Kanten, a Fuß 24 Gr. 4 Balken von 13 Fuß lang, 8 Zoll in Kanten, a Fuß 24 Gr. 1 Pfahl von 18 Fuß lang, 9 u. 10 Zoll in Kanten, a Fuß 26 Gr. 8 dito von 16 Fuß lang, 8 Zoll in Kanten, a Fuß 24 Groschen 8 Riegel zu dem Geländer von 6 Fuß land, 6 Zoll in Kanten, a Fuß 12 Groschen 2 Riegel von 30 Fuß lang, 6 Zoll in Kanten, a Fuß 12 Groschen 8 Ableiter, 4 Fuß lang, 6 Zoll in Kanten, a Fuß 12 Groschen 360 Quadratfuß Bohlen, a Stück 12 Fuß lang, 3 Zoll dick, macht 90 Cubik-Fuß, den Cubik-Fuß zu 48 Groschen macht |
20 26 17 6 42 8
10 5
60 |
16 48 24 36 48
24 |
192 Quadratfuß Bohlen zu den Wangen a Stück 8 Fuß lang, 2 Zoll dick, macht 32 Cubik-Fuß zu 48 Groschen macht 400 eiserne Nägel von 7 Zoll lang a Stück 20 dito von 6 Zoll lang a Stück für die Zimmerarbeit Die Kosten für Hand- und Spanndienst sind jetzt noch nicht zu bestimmen, so wie auch der Preis des dazu erforderlichen Rammbocks. |
21 8 2 30 259 |
24 24 56 ______ 12 |
1820 fand unter der Leitung von Hinrich Martens in Beverstedt im Seedorfschen Haus eine Versammlung statt; dort ging es um die Wahrnehmung der Unterhaltung der Brücke über die Lune und den Wegedamm (Brückendamm ): Dieser Damm wurde bis zum Jahre 1828 von den beiden Gemeinden Freschluneberg und Hollen unterhalten.
Später gab es immer wieder Streitereien wegen der Unterhaltung der Brücke; es folgten Versammlungen und Ortstermine. Im Jahre 1850 gab Hinrich Martens sogar eine eidesstattliche Erklärung ab, die auf der Vereinbarung von 1820 beruhte. Es wurde erneut eine Einigung erzielt, daß wieder durch gemeinschaftliche „Bauernwerke“ der Ortschaften Freschluneberg und Hollen die Unterhaltung der Brücke sowie des Dammes erneut gesichert war. (Beschluß des Königlichen Amtes zu Stade 1851 )
1859 wurde bei einer „Luneschau“ der Ämter Hagen, Lehe und der Wasserbau-Justition Geestemünde festgestellt, daß einige Pfosten der Brücke reparaturbedürftig waren; sie wurden daraufhin zum Teil durch neue Pfosten ersetzt.
Hatten die Hollener in den ersten Jahren nicht allzu viel Interesse an der neuen Brücke, wie man aus ihrer zögerlichen Haltung zur Beteiligung an den Unterhaltskosten entnehmen kann, so änderte sich dies ganz entscheidend in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts: Die Fertigstelung der Eisenbahnlinie zwischen Bremen und Bremerhaven 1862 mit dem Bahnhof Freschluneberg im Jahre 1879 erschloß den Hollenern eine neue Anbindung an den damals aufblühenden Wirtschaftsraum Bremerhaven, und auch die heutige Kreisstraße von Wittstedt nach Heerstedt benutzt die alte, inzwischen mehrfach erneuerte Lunequerung an der Stelle von 1819.