Zusammengestellt vom Ortsheimatpfleger Arnold Plesse.
Bearbeitungsstand: 02.06.2008
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Es gab Kritik an der offiziellen Harmonie
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Lunestedt ist älter als 1125 Jahre

Drehorgel/Plakat

Im Jahre 1985 wurden "1125 Jahre Lunestedt" gefeiert. Das Festprogramm veröffentlichte die Nordsee-Zeitung am 27.8.1985

1125 Jahre Lunestedt
Beim Festprogramm an alle Generationen gedacht

ph. Lunestedt (Samtgemeinde Beverstedt). Lunestedt hat Geburtstag. Vom 6. bis 8. September wird das l125jährige Bestehen dieses Ortes gefeiert. Wenn es auch den Ort Lunestedt unter diesem Namen erst seit 1968 gibt, sind die Ortschaften Freschluneberg und Westerbeverstedt bereits vor 1125 Jahren zum ersten Mal erwähnt worden. Am ersten Septemberwochenende soll nun dieses Ereignis groß gefeiert werden.

Drei Tage lang soll es in Lunestedt hoch hergehen. Am Freitag wird das Fest mit einer riesigen Kaffeetafel und viel Musik eröffnet werden. Abends gibt es dann einen großen Rock-Folk-Disco-Abend im Festzelt. Sonnabend sind alle Kinder zum Kinderfest vor der Schule eingeladen. Ein buntes Programm wartet auf die kleinen Gäste. Am Abend ist dann der Festball Im Festzelt geplant. Die Kapelle "The Last" soll ab 19 Uhr für Stimmung sorgen.

Am Sonntag, 8. September, folgt der Höhepunkt der Feierlichkeiten mit dem langen Festumzug. Über 30 Wagen aus der Zeit vom Mittelalter bis heute werden um 10.30 Uhr an der Schule aufgestellt. Viele Vereine und Einzelpersonen haben zu unterschiedlichen Themen Wagen und Kostüme entworfen und werden in einem bunten Zug ab 14 Uhr zu sehen sein. Mitmachen können bei diesem Umzug aber auch noch alle weiteren Interessenten, die Ideen für Wagen in allen Variationen haben.

Im Rahmen der Festvorbereitungen ist ein Buch über die Ortschaft Lunestedt entstanden, das am Donnerstag, 29. August, in der Diele des Köser-Hauses vorgestellt wird. Herausgegeben von der Gemeinde Lunestedt und den "Männern vom Morgenstern", ist es die erste umfassende historische Beschreibung dieser Ortschaft.




Am 31.8.85 druckte die Nordsee-Zeitung einen "großen Bericht im Kreisanzeiger" von Petra Herzog.

Lunestedt wird 1125 Jahre alt
Drei Tage geht es rund bei großer Jubiläumsfeier

Genau 1125 Jahre ist es her, daß eine blinde Frau aus Westerbeverstedt in der Hoffnung auf Heilung an das Grab des Heiligen Willehad pilgerte. Dieser Tatsache ist es zu verdanken, daß ihre Heimatortschaft 860 zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde - denn der Dame wurde das Augenlicht wiedergegeben: "Ebenso aus Wigmodien aus dem Dorfe Westristan bever igi seti war eine Frau Thiatgardis lange blind und wurde dort sehend", hielt Bischof Ansgar seinerzeit dies Ereignis fest. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche Wunderheilungen des Willehad aufzuzeichnen, der zur Zeit Karls des Großen im Bistum Bremen wirkte, zu dem die damalige Börde Beverstedt gehörte.

Thiatgardis

Thiatgardis sorgte also dafür, daß Lunestedt heute sein Tauffest feiern kann, da "Westrian bever igi seti" ein Teil der heutigen Ortschaft wurde. "Westrian bever igi seti" bedeutet übersetzt "Die auf der westlichen Biberinsel Sitzenden" und ergibt sich aus der natürlichen Lage Westerbeverstedts zwischen den beiden Flüssen Lune und Beeke. Durch Überschwemmungen, die in Zeiten ohne Eindeichungen und Flußbegradigungen an der Tagesordnung waren, entstand eine Insel, die eine Besiedlung zuließ. Für Biber war das sumpfige Gelände ein idealer Platz und für Menschen die Insel ein Ort, der bei Hochwasser trocken blieb.

Seit dieser urkundlichen Erwähnung werden in Lunestedt die Jahre gezählt. Eigentlich müßte man aber viel weiter in der Geschichte graben, denn aus alten Funden wird deutlich, daß das Gebiet an der Lune schon vor der frühen Eiszeit besiedelt war.

An Grabfunden läßt sich diese frühe Besiedlung nachweisen. Trotz der Zerstörung der alten Grabstellen, durch Überackerung und Beschädigungen, kann man heute noch ein Hügelgrab auf Westerbeverstedter Grund finden. Faustkeilfunde aus der Zeit der Jäger und Sammler bestätigen die Vermutung, daß sich auch während der Eiszeit Menschen im Gebiet in der Nähe von Lunestedt aufgehalten haben müssen.

Viele tausend Jahre sind seither vergangen, und heute sind die Bewohner von Lunestedt nicht mehr nur auf die Besiedlung der Insel angewiesen. Die Lune ist weitgehend gebändigt und Überschwemmungen sind zumindest nicht mehr die Regel. Heute hat der Ort ein ausgebautes Verkehrsnetz, die Bewohner sind nicht mehr auf den einzigen festen Weg in Richtung Heyerhöfen angewiesen.

Bis es soweit war, gab es aber noch einige Wirren und Ereignisse zu überstehen. Mit der Erstarkung der Kirchenmacht gerieten viele der zuvor freien Bauern durch die Zinspflicht in die Abhängigkeit von Bischöfen und Klöstern.

Im Jahr 1202 bekam das Kloster Osterholz Rechte für das Gebiet um Westerbeverstedt. Im ehemaligen Ortsteil Freschluneberg mußten die Bauern lange Zeit an die Herren des Gutes Freschluneberg ihre Abgaben leisten. Obwohl der erste schriftliche Nachweis über dessen Existenz erst 1500 zu finden ist, gibt es Hinweise, daß es das Gut seit dem 13. Jahrhundert gibt.

Nach der hannoverschen Landesverfassung von 1840 entstanden aus den Einzelhöfen die Ortschaften Freschluneberg und Westerbeverstedt. Mit der Zeit wuchsen die beiden Ortschaften, deren Ortskerne nur eineinhalb Kilometer auseinanderliegen, zusammen. Die verstärkte Besiedlung - besonders nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele Flüchtlinge in die Gemeinde verschlagen - ließ mit der Zeit kaum noch zwei Ortschaften erkennen.

Marienfelder Str. / 1952
In der Marienfelder Straße sah es 1952 noch sehr nach Aufbau aus. (Quelle: NZ v. 31.8.1985)

Daher wurde 1968 aus den beiden Ortschaften im Zuge einer Verwaltungsreform die einheitliche Gemeinde Lunestedt. Karl Heinz Ahrens übernahm damals das Bürgermeisteramt, er war vorher Inhaber dieses Amtes in Westerbeverstedt. Sein Stellvertreter wurde Louis Schmidt, der ehemalige Bürgermeister von Freschluneberg. Durch die Zusammenlegung der beiden Gemeinden ergaben sich Erleichterungen in der Verwaltung, und Probleme auf vielen Gebieten der kommunalen Selbstverwaltung konnten besser gelöst werden.

So kann heute das Jubiläumsfest ganz im Zeichen der Verbundenheit der 2250 Einwohner gefeiert werden. Das Dorf Lunestedt zeichnet sich insbesondere durch ein gelungenes Miteinander der alten und der neuen Dorfstruktur aus.

Teils wurden Baulücken in den alten Dorfkernen mit neuen Häusern geschlossen, teils sind Siedlungen am Rande entstanden. Karl Heinz Ahrens freut sich über die gute Dorfgemeinschaft: "Eine gute Zusammenarbeit ist in einer so kleinen Gemeinschaft sehr wichtig. Das Miteinander der alten und neuen Dorfbewohner klappt ganz ausgezeichnet."

Aus der kleinsten Ansiedlung westlich der Biberinsel ist ein stattlicher Ort geworden. Das Angebot der Vereine läßt sich sehen - für jeden Geschmack ist etwas dabei. Bei den Aktivitäten für Jugendliche hat sich besonders das Jugendrotkreuz hervorgetan, dessen Mitglieder sich mehrmals für die Bundeswettkämpte qualifizierten und schon Bundessieger waren. Eine besondere Attraktion ist das Lunestedter Freibad. Das beheizte Wasser lockt selbst in kühlen Sommern die Badelustigen aus dem Ort und der Umgebung.

Durch die günstigen Verkehrsverbindungen ist die Gemeinde auch für "Pendler" als Wohnraum attraktiv geworden. Mittlerweile zählen Mitglieder sämtlicher Berufsgruppen zu den Bewohnern Lunestedts. Die 20 bewirtschafteten Vollerwerbshöfe prägen zwar das Dorf, doch ergibt sich durch die bunte Bevölkerungszusammensetzung ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild.

Die gute Gemeinschaft kann sich an der Vorbereitung zu der 1125-Jahr-Feier messen lassen. Vereine und Einzelpersonen, Alteingesessene und Neuhinzugezogene sind gleichermaßen bemüht, das Fest zu einem neuen Höhepunkt in der Geschichte Lunestedts werden zu lassen.

Am 6. September ist es endlich soweit. Ganz im Zeichen der Gemeinsamkeit soll das Fest "1125 Jahre Lunestedt" gefeiert werden. Die Bewohner der Gemeinde haben in wochenlanger Fleilßarbeit mit viel Freude und Phantasie und auch manchen Mühen ein großes Festprogramm zusammengebastelt, das sich sehen lassen wird. Zurückblicken kann Lunestedt auf viele Jahre der Veränderungen, in denen die Ortschaften Westerbeverstedt und Freschluneberg langsam zusammenwuchsen. Heinrich E. Hansen hat aus diesem Anlaß in den alten Dorfchroniken gestöbert und die Geschichte Lunestedts festgehalten. Sein Buch "Lunestedt - ein Dorf im Landkreis Cuxhaven" ist als besonderer Beitrag zu dem Fest gedacht und unterrichtet Lunestedter und andere Interessierte über die geschichtsträchtige Vergangenheit und über die Gegenwart des Ortes.



Haus Köser

Das Haus Köser, ein bald 300 Jahre altes Niedersachsenhaus

Der Lunekring trifft sich hier und arbeitet an der Geschichte und an einem Museum


Artikel aus der Nordsee-Zeitung vom 2.September 1985

Würdevoll erhebt sich das alte Niedersachsenhaus gegenüber der alten Schule in Lunestedt. Der ehemalige Hof von Hinrich und Anna Heins ist 1730 erbaut worden. "Anno 1730" ist heute noch auf dem guterhaltenen Torbogen zu lesen.
Inschrift/Köser

Anmerkung zu den Erbauern, hier klicken!

Den Lunestedtern und vielen Wochenendausflüglern bekannt ist dieses Haus durch seine heutige Bedeutung als kleines Heimatmuseum und Treffpunkt für Mitglieder des Vereins "Lunekring". Die heutige Besitzerin Marion Köser hat das Anwesen vor elf Jahren von Grund auf renovieren lassen. Der hintere Teil ist als Wohnbereich hergerichtet worden, im vorderen Teil ist die Diele Ort für Ausstellungstücke aus der ländlichen Umgebung.

Viele alte Werkzeuge und Maschinen sind liebevoll hergerichtet und beschriftet. "Als ich hier einzog, hatte ich den Gedanken, das Gebäude nicht nur als Wohnhaus zu benutzen. 1976 entwickelte sich dann die Idee, hier dieses kleine Museum zu gestalten", erzählt Marion Köser. Im selben Jahr entstand auch der "Lunekring". Mit der Heimatdichterin Marie Grab gemeinsam beschlossen etwa 20 jüngere und ältere Lunestedter, alte Sitten und Gebräuche wiederaufleben zu lassen und Sprache, Bilder und Gegenstände aus der Geschichte zu erhalten. "Ich wollte auch was für die Gegend tun, in der ich wohne. Da kam mir die Idee mit dem "Lunekring" sehr gelegen. Es fanden sich auch schnell interessierte Menschen, mit denen die Arbeit sehr viel Spaß macht", beschreibt Marion Köser ihre Vorstellungen.

Zuerst trafen sich die Mitglieder, um die Geschichte aufzuarbeiten, später begannen sie mit der Zusammenstellung alter Gegenstände. Heute kann man eine beachtliche Sammlung im Haus betrachten. Auf dem Heuboden sind sogar historische Räume zu besichtigen. Eine Küche und die "gute Stube", das Gesindezimmer und als Schmuckstück ein alter Klassenraum mit Schulbänken und Katheder laden zum längeren Verweilen ein. In der gleichen Art sollen demnächst Werkstätten entstehen, wie eine Imkerei oder eine Schmiede. Sobald alle Geräte herbeigeschafft worden sind, soll mit der Arbeit begonnen werden.

Neben der ständigen Geschichtsaufarbeitung und der Restaurierung der Möbel gestaltet der "Lunekring" auch Feste und Veranstaltungen zu unterschiedlichen Anlässen. Bei den "Tagen der offenen Tür" sind Besucher zum Butterkuchenessen eingeladen, bei Kinderfesten wird mit den kleinen Gästen gebastelt, und für Weihnachten ist ein Weihnachtsmarkt geplant.



Artikel in der Nordsee Zeitung am 4. September 1985

Historischer Umzug mit Hochzeit Anno dazumal

Geschmückte Wagen "reisen" durch Lunestedts Vergangenheit

mm. Lunestedt (Samtgemeinde Beverstedt). Wenn am Wochenende der Leib ausreichend durch Erbsensuppe aus der Gulaschkanone und die Seele durch den Gottesdienst unter freiem Himmel gestärkt ist, fällt der Startschuß für den Höhepunkt der 1125-Jahr-Feier Lunestedts: 32 historische Wagen, die die Geschichte der Gemeinde widerspiegeln, werden am Sonntag ab 14 Uhr an den Augen der Jubiläumsgäste vorbeirollen.

Drei Herolde in der typischen Kleidung des Mittelalters werden den "Troß" anführen. Das Motto eines folgenden Gefährts lautet "Backtag im 12. und 13. Jahrhundert" und will veranschaulichen, auf welche Weise Bäuerinnen zu dieser Zeit Teigwaren bearbeitet haben.

Die wenigen wohlhabenden Bewohner in der Vergangenheit Lunestedts beziehungsweise Westerbeverstedts und Freschlunebergs werden natürlich auch nicht vergessen. So erinnern die Veranstalter beispielsweise an eine Adelsfamllie des 15. Jahrhunderts und an die Aufgaben eines Zolleinnehmers, dessen Schaffen durch eine Urkunde aus dem Jahre 1579 verdeutlicht wird.

Das Thema, das sich die Friedensinitiative für ihren Wagen vorgeknöpft hat, dürfte vornehmlich den weiblichen Teil der Besucherschar interessieren. Die Initiative wird zeigen, wie um 1600 mit den sogenannten Hexen umgesprungen wurde.

Gratis Nachhilfeunterricht bietet ein weiterer Wagen des Umzugs, der die wirtschaftliche Situation der Bauern Lunestedts in der Zeit von 1700 bis 1800 aufzeigt. Bekanntlicherweise war ihnen ihr Gut nur geliehen, und sie hatten den Eigentümern, also den Lehnsherren, regelmäßig einen großen Teil der erwirtschafteten Produkte zu überlassen.

"Schule früher", "Turnvater Jahn" und "Hochzeit Anno dazumal" sind weitere Themen der Karawane.

Ein Wagen setzt sich mit der neueren Geschichte der Gemeinde auseinander, genauer gesagt mit der Zeit nach 45, als lange Flüchtlingstrecks das Bild Lunestedts bestimmten.

Die "Krönung" des langen Zuges bildet ein Gefährt, das sich die "Vermählung" der beiden Dörfer Westerbeverstedt und Freschluneberg zur Gemeinde Lunestedt zur Aufgabe gemacht hat.

Nach soviel geschichtlichen Fakten werden natürlich auch die rein unterhaltenden und fröhlichen Aspekte einer solchen Jubiläumsfeier nicht unter den Teppich gekehrt. Mindestens zehn bis zwölf Wagen werden nach Schätzung von Ortsheimatpfleger und stellvertretendem Bürgermeister Heinz Otten nicht zuletzt den bunten Abschluß bilden.

Alle Lunestedt-Fans, die noch tiefer in die Geschichte der Gemeinde dringen wollen, können ein extra zur Jubiläumsfeier herausgebrachtes Buch, das bisher noch wenig bekannte Aspekte der Vergangenheit der Gemeinde beleuchtet, erstehen.



Über das Buch zur Jubiläum berichtet ein Artikel der NZ v. 7. September 1985:

Von Frühgeschichte und Mutterrollen

Gemeinde und Morgensterner präsentieren neues Buch - Gleich 250 Bände verkauft

Car. - Lunestedt (Samtgemeinde Beverstedt). Unter den hohen Eichen vor dem Bauernhaus der Familie Köser erklangen am Donnerstagabend aus einer Drehorgel alte Weisen zur Begrüßung. Drinnen, "ob de grode Deel", drängten sich immer mehr Menschen. Grund: Gemeinsam mit der Gemeinde Lunestedt stellte der Heimatbund der Männer vom Morgenstern in diesem einmalig schönen privaten Heimathaus den 14. Band der Sonderveröffentlichungen vor: "Lunestedt, ein Dorf im Landkreis Cuxhaven". Anlaß: 1125 Jahre Lunestedt. "Un dor schöt se all bi wesen", lächelte eine Lunestedterin selbstbewußt und teilte bereitwillig ihren Sitzplatz mit einem alten Handwerksmeister aus Kirchwistedt. Sein Kommentar: "Szüh, so geiht dat ok!"

Bürgermeister Karl-Heinz Ahrens, der die vielen Gäste, darunter den stellvertretenden Landrat Hinrich Schniedewind und den früheren Oberkreisdirektor des Landkreises Wesermünde, Ernst Klemeyer (80), begrüßte, meinte trostvoll zu dem starken Besucherandrang in Platt: "Wo de letzten ob de Kommod' sitten dot, dor is dat jümmers noch an'n gemütlichsten!"

Der festliche Rahmen dieser Veranstaltung unter dem alten schwarzen Ständerwerk des vor zehn Jahren neugestalteten Bauernhauses wurde durch die Darbietungen des Jugendmusikwerkes Beverstedt unterstrichen, Leitung Frau Hierath.

Bevor Heinrich E. Hansen, Vorsitzender des 1300 Mitglieder zählenden Heimatbundes der Männer vom Morgenstern, das neue Buch vorstellte, sprach Harry Gabcke über "Stadt und Land - Hand in Hand".

Nachbarschaft bringe neben Vorteilen und Freude auch Probleme, meinte der Redner und wies besonders aus der Vergangenheit auf die unterschiedlichen Kulturen und Aufgaben von Stadtstaat und Flächenstaat hin.

Ein interessanter Gesichtspunkt seines Vortrages: Nach dem zweiten Weltkrieg strebte der damalige hannoversche Oberpräsident Hinrich Wilhelm Kopf, der spätere niedersächsische Ministerpräsident, "mit aller Energie an, die 1924 gebildete preußische Stadt Wesermünde dem Land Niedersachsen anzuschließen. Der Präsident des Bremer Senats, Wilhelm Kaisen, und der Bremerhavener Oberbürgermeister Gerhard van Heukelum vereitelten diesen Plan in Übereinstimmung mit der amerikanischen und britischen Besatzungsmacht." Gabcke mit Nachdruck: "Nehmen wir an, Kopf hätte sich durchgesetzt, so hieße die Kreisstadt des heutigen Landkreises Cuxhaven mit Sicherheit Wesermünde, und die Stadtrandgemeinden wären längst eingemeindet worden." Ob dann allerdings der größte Containerhafen der Welt entstanden sei, der Erzhafen, oder ob man in den Mauern der Stadt ein Deutsches Schifffahrtsmuseum, ein Polarforschungsinstitut gehabt hätte, "bleibt die Frage", sagte Gabcke.

Heinrich E. Hansen stellte danach das von fünf Autoren verfaßte Buch vor. Es ist 218 Seiten stark und enthält einen Bildteil mit über 30 sorgsam ausgewählten Aufnahmen aus der Vergangenheit der beiden Dörfer Westerbeverstedt und Freschluneberg, die sich 1968 zur Gemeinde Lunestedt zusammenschlossen.

Angefangen bei der Vor- und Frühgeschichte enthält der Band viel Wissenswertes, zum Beispiel über das Postwesen, alte Steuerlisten, über die Schule bis hin zur Geschichte der Gegenwart.

Hansen dankte vielen Institutionen, besonders Ortsheimatpfleger Heinz Otten, für die tatkräftlge Unterstützung bei der Herausgabe dieser Dorfgeschichte.

Dann drängten die Gäste zum Büchertisch. Eine Dreiviertelstunde später strahlte die stellvertretende Schriftführerin des Heimatbundes der Männer vom Morgenstern, Carla Heyne: 250 Bücher hatte sie verkauft!



Bericht in der Nordsee-Zeitung von 9. September 19 85:

Tausende von Besuchern waren am Wochenende in Lunestedt unterwegs

Die 1125-Jahr-Feier: Ein stürmisches Fest

Höhepunkt: Umzug mit farbenprächtigen Wagen

we. Lunestedt (Samtgemeinde Beverstedt). Stürmisch im wahrsten Sinne des Wortes verlief zeitweise die große 1125-Jahr-Feier der Gemeinde Lunestedt. Beim Festball am Sonnabend erbebte das Zelt von der Riesenstimmung der über 700 Besucher und außen rüttelte der Orkan an den Planen. Den Höhepunkt des dreitägigen Programms bildete aber am Sonntag der Festumzug mit 60 Gruppen in historischen Kostümen und mit farbenprächtigen Wagen.

Angeführt von drei Herolden auf schmucken Pferden gaben die Umzugsteilnehmer mit ihren Kostümen einen Überblick über die verschiedenen Epochen der Zeit von 860, als die Ansiedlung zum erstenmal erwähnt worden ist, bis heute.

"Ein Dorf im Landkreis Cuxhaven" hatten die Initiatoren zum Motto dieser Geburtstagsfeier gewählt. Über 7000 Besucher und Mitwirkende gaben dieser Geburtstagsfeier einen würdigen Rahmen.

Daß auch eine enge Verbundenheit mit der Stadt Bremerhaven in der Gemeinde herrscht, wurde schon allein dadurch dokumentiert, daß aus der Bremerhavener Patenstadt Grimsby in England ein fast 60 Mitglieder großes Jugendblasorchester angereist war und für eine tolle Stimmung sorgte.

Aus allen Nähten platzte das Festzelt am Sonnabendabend beim großen Festball. 700 Besucher wollten dabeisein, um diesen Geburtstag ihrer Gemeinde mitzufeiern. Wie gut war es da doch, daß am Nachmittag noch ein zusätzliches Zelt aufgebaut worden war, denn sonst hätten nicht alle einen Sitzplatz gefunden.

Die Geburtstagsparty nahm dann eine stürmische Entwicklung: Das Festzelt erbebte nicht nur von der guten Stimmung auf den Bänken und dem Parkett - auch der Sturm riß an den Planen und der Stahlkonstruktiön. Aber das tat der Fröhlichkeit keinen Abbruch und die Kapelle "The Last", Musiker aus der Gemeinde und Nachbarorten, sorgten dafür, daß nie Kurzweil aufkam.

Schon der erste Festtag bot ein attraktives Programm. Am Nachmittag sorgten das Jugendblasorchester aus Grimsby in England und die Jugendmusikschule der Samtgemeinde Beverstedt für viel Musik. Am Abend waren es dann bei der Rock-Folk-Disco im Festzelt gleich drei Gruppen, die für viel Stimmung sorgten und dies nicht nur bei jungen Gästen.

Das Grimsbyer Jugendblasorchester war mit fast 60 Musikern unter der Leitung der beiden Dirigenten Kent und Morley nach Lunestedt gekommen. Seit zehn Jahren spielt dieses Orchester zusammen und stellte sein Können mit einem vielseitigen Repertoire unter Beweis. Ohne Zugaben kamen die 14- bis 18jährigen Musiker von der Insel nicht herum, denn lang anhaltender Beifall der fast 300 Gäste forderte dies heraus.

Unter der Leitung von Brigitte Strubelt zeigte die Jugendmusikschule des Landkreises, daß viel Fleiß hinter dem Musizieren und Singen bei den Kindern steckt. Bis auf den letzten Platz war dann das Festzelt bei der Disco gefüllt. Die Gruppen "Staccato" und "Input" sorgten für heiße Rockklänge und die Gruppe "Transmission" für internationale Folkmusik. Viele Gäste gingen erst in den frühen Morgenstunden nach Hause.

Für den einzigen Mißklang während des dreitägigen Festes sorgte am Sonntagnachmittag ein 30jähriger Hollener, der sich während des Umzuges in einer Original-SA-Uniform mit Hakenkreuzbinde am Oberarm präsentierte. Der Mann wurde sofort von Umzugsteilnehmern festgehalten und der Polizei übergeben.

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Tausende nahmen an Jubiläumsfeier in Lunestedt teil

Vierstündiger Festumzug bot ein buntes, abwechslungsreiches Bild durch die Geschichte - Kinder feierten am Sonnabend

we. Lunestedt (Samtgemeinde Beverstedt). Die Feierlichkeiten zum 1125. Geburtstag der Gemeinde Lunestedt dauerten nicht wie vorgesehen nur drei Tage. Es gab für alle Mitwirkende noch eine zusätzliche Feierstunde und das Festzelt war nochmals bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Begeisterung dieser Geburtstagsparty kannte keine Grenzen. Dies war nicht nur bei allen Beteiligten so, auch die vielen tausend Gäste werden die Lunestedter Festtage noch lange in guter Erinnerung behalten. Wohl an die 10000 Besucher nahmen an den Festtagen nach vorsichtigen Schätzungen teil.

Vom Mittelalter bis in unsere Zeit reichte am Sonntag beim vierstündigen Festumzug durch die Gemeinde die Darstellung der Geschichte Lunestedts. Drei Herolde führten als Vorreiter den Festumzug an. Es folgten Festwagen aus den einzelnen Jahrhunderten. So blinde Thiadgardis um 860, Bauern, Mönch und Lehnsherr aus dem 14. Jahrhundert und ein Wagen Adelsfamilie-Erbrichter um 1500. Dargestellt wurden auch Zolleinnehmer und Volk um 1607, die Landmilizenrolle von 1682, ein Spinnwagen aus dem 18. Jahrhundert und ein Notar ermittelte Lehensrechte auf dem Bauernhof.

Auch das 19. und 20. Jahrhundert bot den Mitwirkenden viele Gestaltungsmöglichkeiten. So waren nacheinander eine Postkutsche, die Zeiten um Turnvater "Jahn", Hochzeitswagen, Brautwagen, Hochzeitsbitter ebenso zu sehen wie auch das Torfstechen, die Feuerwehr aus den Anfängerjahren. Getreideanbau und Imkerei in dieser Zelt schlossen sich an.

1945 kamen viele Bürger aus dem Osten in die Gemeinde Lunestedt wo sie eine neue Heimat fanden. Ein Festwagen mit den Wappen der deutschen Landsmannschaften dokumentierte dies. Auch die Zeit nach der Währungsreform von 1948, der Kirchenbau in Lunestedt, die Hochzeit der beiden ehemaligen Gemeinden Westerbeverstedt und Freschluneberg zum heutigen Lunestedt wurden dargestellt. Über 60 Wagen, Fußgänger- und Radfahrergruppen hatten sich auf den acht Kilometer langen Festumzugsweg durch die Gemeinde gemacht. Anschließend wurden auf dem Festplatz Spiele zur Unterhaltung durchgeführt und fröhlich gefeiert. Viele konnten sich am Dienstagabend in der Radio Bremen Sendung "Buten und Binnen" wieder sehen.

Während der erste Festtag am Freitag ganz im Zeichen der Musik gestanden hat, hatten die Kinder aus der Gemeinde ihren Festtag am Sonnabend. Viele Spiele wurden durchgeführt, die von einem Flugzeugrennen bis hin zu einem kleinen Autorennen reichten.



Aktion von Uwe N. sowie Mario L. und weitere Kritik

an der Regie der Jubiläumsfeierlichkeiten

In den Berichten der NZ zeigt sich nur Harmonie (bis auf den kurzen Hinweis auf einen "Mißklang"). Das war nicht ganz die Realität. Imke Wahmhoff, geb. Hühnken (die Hexe auf dem Hexenwagen) berichtet: "Es gab eine Liste der Themen für die Wagen. Wir haben das in der Friedensinitiative diskutiert und fanden es auch ein starkes Stück, dass die NS-Zeit nicht vorkommen sollte. Wir konnten uns nur durchsetzen, dass es einen Wagen über die Hexenverbrennung geben sollte. In der FILU wurde dann diskutiert, trotzdem etwas zur NS-Zeit zu machen. Das fand dann aber nicht genug Mitstreiter." Uwe N. und Mario L. (nicht wie es in der Zeitung stand: einer allein) entschlossen sich, die NS-Zeit mit einer Provokation in den Umzug einzuführen. Sie gingen in SA-Uniform neben dem Flüchtlingswagen her - das war zeitlich gesehen die richtige Stelle. Uwe N. berichtet: "Ich habe damals in Oldenburg beim Theater gearbeitet; deshalb konnte ich die Uniformen besorgen, das war sonst gar nicht so einfach. Geschminkt hat uns meine damalige Freundin Imke Hühnken (Hauptstraße). Unter dieser Schminke waren wir eigentlich gar nicht zu erkennen.
Wir haben uns an der damaligen Altenpension Tienken (Freschluneberg, Ecke Lange / Lindenstraße) in den Zug eingereiht. Davon versprachen wir uns, möglichst lange in dem Zug mitgehen zu können. Der Zug kam die Lindenstraße von Westerbeverstedt her und ging die Lange Straße bis zum Kaufhaus Roes und dann die Bahnhofsstraße weiter. Bis zur Bäckerei Schmidt konnten wir mitgehen. Wir wurden dann richtig verprügelt. ... Die haben uns dann verprügelt, und die Polizei kam und hat uns mitgenommen nach Beverstedt auf die Wache. Ich musste eine Strafe zahlen. ... Strafbar war unsere Aktion wegen der NS-Symbole auf der Uniform."

Die Leute auf dem "Flüchtslingswagen" ärgerten sich über die Nähe der beiden Gestalten in SA-Uniform. Viele Lunestedter können sich noch an diese Aktion erinnern - allerdings kommt in der Vorstellung oft nur einer der beiden jungen Männer vor. Ein Foto ist nicht auffindbar. Aber mit dem Abstand von 20 Jahren kann man eine Formulierung in dem "buten-und-binnen"-Bericht von Radio Bremen als Hinweis auf diese Aktion deuten: Nachdem der Hexenwagen gesendet und ein Interview mit der Hexe gezeigt war, hieß es im Kommentar: "Andere bedenkliche Seiten ihrer Geschichte hatten die Lunestedter ausgespart, auch das Dritte Reich kam nicht vor."

Die damals in Lunestedt aktive DKP fragte in der November-Ausgabe ihrer Zeitschrift "Zwischen Beek und Lune": "eine Chronik für alle Lunestedter?" Der Verlauf der 1125-Jahrfeier stand im Mittelpunkt der Ratssitzung. Der Gemeinderat bedankte sich bei allen Lunestedtern, die zum Gelingen aller Bereiche der 1125-Jahrfeier (Festgottesdienst, Rockabend, Umzug, Ball etc.) beigetragen haben.
Jedoch gab es auch einen Wermutstropfen!
Das größte Friedensfest im Elbe-Weser-Dreieck, das seit 4 Jahren zwischen 1500 und 2000 Zuschauer anlockt und auf dem prominente Persönlichkeiten anwesend waren, wurde wohl bewusst (?) vergessen." Sie kündigt eine eigene Veröffentlichung zur Vervollständigung der Chronik an und fragt die Verfasser des Buches "Lunestedt - ein Dorf im Landkreis Cuxhaven": "Finden Sie es nicht geschmacklos, dass Bilder vom Spielmannszug und der SA-Gruppe 40 Jahre nach der Befreiung vom Faschismus kommentarlos untereinander stehen? Warum wird dem SA-Bild gegenüber ein Bild der ehemaligen Molkerei abgedruckt, ohne dass darauf hingewiesen wird, dass sie als Lager für Kriegsgefangene, die es laut Verfasser scheinbar nicht in unserem Dorf gab, genutzt wurde?"

Natürlich gab es diese Seiten in Lunestedts Vergangenheit wie in jedem anderen Dorf im Landkreis Cuxhaven. Genaueres lässt sich im Teil der Lunechronik über die Nazizeit in Lunestedt (Bitte hier klicken!) nachlesen.




Nachfahren der Erbauer Hinrich Heins und seiner Ehefrau Anna leben heute in Bremerhaven: Bernd Krämmer. Auf seiner Internetseite (sollte mit Internetexplorer gelesen werden!) werden auch die beiden Erbauer aufgeführt.
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