Zusammengestellt vom Ortsheimatpfleger Arnold Plesse.
Bearbeitungsstand: 07.11.2006
Diese Seite ist noch im Aufbau,
Unterlagen betr. Polizei in Lunestedt
nimmt der Ortsheimatpfleger gern entgegen.
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Lunestedt hatte auch eine Polizei im Ort


Reiner Pervelz, der Sohn eines Lunestedter Polizisten, schrieb Ende April 2006:

In Freschluneberg gab es von Oktober 1961 bis Oktober 1963 eine Polizeistation. Hier versah mein Vater, Paul Pervelz, als Polizeimeister seinen Dienst als "Einzeldienstposten".

Paul Pervelz
Paul Pervelz (Foto: privat)

Diese Polizeistation befand sich in in einem Einfamilienhaus in Freschluneberg, Haus-Nr. 124. An der Strasse vom Bahnhof Richtung Hollen. Mir ist in Erinnerung, dass wir diese Strasse " Hauptstrasse" nannten. [Das ist heute "Bahnhofstraße 23". (agp)] In diesem Haus wohnten wir auch als Familie. Das "Dienstzimmer" wurde, vor dem Haus stehend, Parterre rechts eingerichtet.

Zuvor versah mein Vater ab Herbst 1952 zunächst seinen Dienst mit dem Polizeimeister Behrends in Bokel. Unser Wohnort war in Stubben 76.

Es gab keine "Polizeiautos", wohl aber "Polizeifahrzeuge", und dieses waren "Dienstfahrräder". Durch dienstliche Notwendigkeiten versah mein Vater zunächst vertretungsweise auch in Beverstedt seinen Dienst gemeinsam mit dem Polizeiobermeister Paul Sonntag als Stationsleiter und dem Polizeimeister Elima Jahn.
Die Zuständigkeitsbereiche waren seinerzeit sehr groß zugeschnitten, und es wurden aus polizeilichen Belangen ständig Veränderungen vorgenommen.
Seinerzeit gab es auch in Heerstedt eine Polizeistation mit einem "Einzelposten". Hier versah der Polizeimeister Paul Hinzmann seinen Dienst bis Oktober 1959. 1959 wurde dieser nach Oldendorf versetzt. Nun musste dieser "Posten" in Heerstedt wieder besetzt werden. Hierfür wurde mein Vater bestimmt. Dienstlich wurde er nun von Beverstedt nach Heerstedt versetzt. Privat zogen wir von Stubben ebenfalls nach Heerstedt.

Es gab immer noch keine dienstliche Motorisierung. Von Heestedt betreute mein Vater dann mit dem Fahrrad die Ortschaften bis Heise/Oberheise, Hollen und auch Freschluneberg. Ob Stinstedt und noch andere Orte, ist mir nicht mehr in Erinnerung.
Der Dienstherr erkannte, dass dieser Bereich "per pedes" nicht auf Dauer zu betreuen war. Also beschloss dieser eine Polizeistation in zentraler Lage einzurichten. Somit wurde Freschluneberg ausgesucht und dort im Oktober 1961 die Polizeistation eingerichtet und mit meinem Vater als "Einzeldienstposten" besetzt. Die Polizeistation Heerstedt wurde geschlossen und die Betreuung übernahm mein Vater nun von Freschluneberg aus.

Jetzt begann die revolutionäre Ausstattung der Polizeistationen mit motorisierten "Polizeifahrzeugen". Nämlich mit einer dunkelgrünen "BMW-Isetta". mit seitlichem Polizeistern. Allerdings nicht jede Station wurde damit bestückt, sondern nur die, die mit mehr als 2 Beamten besetzt waren.

Was war in Freschluneberg? Ein Einzeldienstposten. Was geschah nun?

Mein Vater wurde nach Loxstedt versetzt. Jetzt allerdings mit einer Beförderung zum Polizeiobermeister. Der Wohnort wurde ebenso nach Loxstedt in das Haus der dortigen Polizeistation verlegt. Hier versah mein Vater seinen Dienst bis zu seiner krankheitsbedingten Vorruhestandsetzung.
Da auch die Polizeistation in Beverstedt mit einer "BMW-Isetta" bestückt wurde, wurde Freschluneberg nun wieder polizeilich von Beverstedt aus betreut.

Jetzt eine Anekdote zu der Polizeistation in Freschluneberg.
Das Haus, Nr. 124 musste auch als Polizeistation zu erkennen sein. Also wurde rechts von dem rechten Fenster ein blaues "Polizeischild" mit Polizeistern an die Außenwand gedübelt. (Die Dübellöcher müssten noch zu erkennen sein). Dieses Schild hing dort keine ganze Nacht, dann war es verschwunden. POLIZEI im Ort. Nein danke. Das Schild war weg.
Wenige Tage danach hörte ich aus dem Dienstzimmer eine laute "Standpauke" und Geheule. Aus dem Haus schlich kurz danach ein junger Mann und verschwand nach links in Richtung Hollen. Mein Vater berichtete, dass dieser junge Mann aus Hollen eine "Mutprobe" unter "Gleichaltrigen" bestehen wollte, die sich aus "Schabernack" das Abmontieren dieses Schildes ausgedacht hatten; aber alle hielten nicht "dicht".
Es gab keine Anzeige mit einem Verfahren, sondern nur diese Standpauke und das Schild wurde auch wieder zurückgebracht und angeschraubt. So ereignete sich der erste aufgelöste "Kriminalfall" in der Polizeistation Freschluneberg.
Diese Anekdote , die der Wahrheit entspricht, soll zum Schmunzeln sein.

Zur Information: 1961 zog mit uns auch unsere Großmutter, Frau Martha Leitzke als 83-jährige mit nach Freschluneberg. Meine Großmutter verstarb in Freschluneberg 1962. Aus diesem Grund erwarb mein Vater zur Bestattung eine Grabstelle auf dem damaligen Gemeindefriedhof. Auf dieser wurden mein Vater 1990, meine Mutter 1991 und mein Bruder 1998 beigesetzt.
Diese Grabstelle ist direkt links neben der Pforte des hinteren Friedhofseinganges.
Nach Friedhofsbesuchen fahre ich gerne an dem Haus Bahnhofstraße 23 vorbei und auch allgemein gerne durch das "alte Freschlunberg".
Einen freundlichen Gruss an das alte Freschluneberg
Reiner Pervelz


In Lunestedt taten auch noch andere Polizisten Dienst. Respektiert und geachtet wurde Arnold Küster, der in der heutigen Hauptstraße (im Haus von Joachim und Traute Schimpf, die seine Tochter war) wohnte. Er war auch Jäger und insoweit mit dem Dorf verwurzelt.
[Küster war von 1924 bis 1949 Polizist in Lunestedt, allerdings nicht fortlaufend. Ein Jahr war er Holzfäller, "er war ja auch nicht in der Partei". Und er hatte auch den Bezirk Wittstedt.]
(Angaben von Traute Schimpf, 1.9.2006)


Weitere Polizisten waren Karl Goldmann, Paul Hinzmann (in Heerstedt) und [??] Hellmers (in Wittstedt). Von Paul Hinzmann erzählen sich ältere Lunestedter, dass er gern die Radfahrer auf's Korn nahm, die von Hollen nach Lunestedt zum Bahnhof fuhren. Hinter einer Scheune auf dem Hof von Otten soll er sich versteckt und auf Radfahrer gelauert haben, deren Beleuchtung z.B. nicht in Ordnung war.
(nach Gesprächen mit Georg Müller und Klaus Wulff, Juni 2006)



Paul Hinzmann war aus Ostpreußen vertrieben und lebte seit 1948 in Midlum. 1949 wurde er der Nachfolger von Arnold Küster. Die Polzeistation wurde von Lunestedt nach Heerstedt verlegt (Loher Straße, 2. Haus links).
hinzmann
Das Foto zeigt Paul Hinzmann im Jahre 1965.
(Quelle: Jens Hinzmann, Enkel von Paul H., Cuxhaven, August 2006)



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