Bearbeitungsstand: 21.02.2010
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Westerbeverstedter Kessel / Lunestedt in der Eiszeit

Lunestedt ist deutlich älter als die 1150 Jahre seit der urkundlichen Erwähnung der Thiatgardis. Stölting (S. 13) weist auf Funde aus der Jungsteinzeit (vor etwa 10.000 Jahren) hin. Die Flurbezeichnung "Ole Soll" (an der Breslauer Straße) und "Krumm Soll" (am Reithornsweg) weisen auf eiszeitliche Ereignisse hin. Ein Söll oder Soll bezeichnet in jungsteinzeitlich entstandenen Landschaften "ein in der Regel kreisrundes oder ovales Kleingewässer in meist offener Landschaft." (Wikipedia, Söll, 06.04.09) Die Entstehung liegt also über 100.000 Jahre zurück.

Westerbeverstedter Kessel

1934 wies schon Ferdinand Dewers in einem Artikel darauf hin, dass die Landschaft um Lunestedt wohl während der Saaleeiszeit entstanden ist, als Deutschland bis zu den Mittelgebirgen unter einer mehrere hundert Meter dicken Eisschicht lag.

Vereisung Norddeutschlands
Bei der späteren Weichseleiszeit (vor 117.000 - 20.000 Jahren) reichte die Vereisung nicht mehr bis in unsere Gegend.

Bei der Entstehung der Sölle spielten "Toteisblöcke" eine Rolle, die "beim Zerfall des Inlandeises liegen blieben oder in die Grundmoräne eingebettet wurden und später austauten, also in den Endphasen einer Eiszeit." So erfahren wir es auf der "Eiszeitroute - mecklenburgische Seenplatte" (http://www.eiszeitroute.com/eiszeit/index.html, 6.4.09) und weiter: "Solange das Eis Nachschub erhielt und in Bewegung war (Vorstoßphase), sprechen wir von aktivem Eis. Änderten sich die klimatischen Bedingungen, konnte der Nachschub nur noch die Verluste des Abschmelzens ausgleichen, es begann die Phase des Stillstands. Brach der Eisnachschub schließlich zusammen, taute das nun nicht mehr aktive Eis an Ort und Stelle nieder. Dabei zerfiel es entlang von sich ständig erweiternden Spalten und Rissen in zahllose große und kleine Toteiskomplexe. Diese nicht mehr mit dem Gletscher verbundenen Eisblöcke bedeckten noch lange Zeit die Grundmoräne während sie langsam abtauten. Toteis konnte auch zuvor entstandene Hohlformen verschließen und so vor der Verfüllung mit Sedimenten bewahren."

Ein Toteisloch oder Toteiskessel entstand also, indem ein Eisblock zunächst mit Erde dünn bedeckt war, langsam schmolz und so den Platz zwischen Geröll, Kies und Sand freihielt. (Die Geologen sprechen hier von "Geschiebe", weil das ganze Material durch die Eismassen verschoben wurde.) Wir beobachten im Winter Ähnliches: Wenn Schnee mit Erde bedeckt ist, bleibt er noch liegen, obwohl rundherum schon alles weggetaut ist. Die Sonne kommt nicht nach innen. Wenn das Toteis dann schließlich doch abschmilzt, sackt das darüber liegende Sediment in den durch das abgeschmolzene Eis entstandenen Hohlraum - eine Senke entsteht. Der "Westerbeverstedter Kessel" also ein Toteisloch? Die Herleitung nur von Flurbezeichnungen reicht wohl nicht als Begründung. Doch im Bereich der Senke hat Udo Lade ("Quartärmorphologische und - geologische Untersuchungen in der Bremervörder-Wesermünder Geest, Würzburg 1980) zwei Bohrungen vorgenommen.

Nach dem Ergebnis der Bohrungen und weiterer Erkenntnisse ist gesichert, dass der Untergrund Lunestedts in der Saaleeiszeit geformt wurde. Wann genau der Westerbeverstedter Kessel entstanden ist, wird dagegen noch genauer untersucht werden müssen.

Foto vom Westerbeverstedter Kessel

Die Senke des Westerbeverstedter Kessels ist gegenüber der Dorfstraße und der Breslauer Straße etwa 6 Meter tief.
Foto: Arnold Plesse, 29.3.2009
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