St. Ansgar-Kirchengemeinde Lunestedt


Zusammengestellt vom Ortsheimatpfleger Arnold Plesse.
Bearbeitungsstand: 19.12.2016
Fotos und Text: agp
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Kirchenfoto quer


Kirche aus einem Guss: 5 Jahre Entstehungszeit

1961 setzten die Bemühungen ein, im damaligen Freschluneberg eine Kirche entstehen zu lassen. Unter dem Vorsitz von Pastor Ulrich Kaufmann suchte der Kirchenvorstand Bauland zu erwerben. Seit April 1962 wird - nachdem der Kirchenvorstand in Bramstedt sein Einverständnis gegeben hat - daran gedacht, auch Hollen in die Planungen einzubeziehen. Am 17.8.62 ist es dann soweit: Der Kirchenvorstand beschließt, den Kauf des Grundstücks in die Wege zu leiten, und am 9.2.63 kann der Kaufvertrag unterschrieben werden. Frau Herta Kellmer, verw. Pape, und deren Sohn Adolf Pape verkaufen der Kirchengemeinde Beverstedt das Grundstück. Nach langen Planungen, Wettbewerben und Verhandlungen wird am 1. Mai 1965 die Grundsteinlegung in einem Gottesdienst vorgenommen. Am 22.10.65 wird das Richtfest gefeiert. Doch dann kommt eine Finanznot dazwischen: Im Sommer 1966 wird mit einem Missionsfest zunächst nur das Gemeindehaus in Benutzung genommen. Aber Weihnachten 1966 kann die Kirche eingeweiht werden. Entwurf und Bauleitung hatte der Architekt Wolfgang Westphal aus Bremerhaven.
Zeitungsartikel der Nordsee-Zeitung über die Kirchenweihe
Im August 1970 konnte Pastor Ulrich Haar als erster Pastor in das Pfarrhaus einziehen.



Mutterkirche "Fabian und Sebastian Beverstedt" entlässt die Lunestedter in die Selbständigkeit

Früher gab es in den Pfarrbezirken Beverstedts zwei Kirchen: in Beverstedt und in Lunestedt. Viele Beratungen und Diskussionen haben im damaligen Kirchenvorstand über die Verselbständigung Lunestedts stattgefunden. Folgende Aspekte spielten vor allem eine Rolle:

* kleinere, überschaubare Gemeinde,
* Berücksichtigung von Problemen der kleineren Gemeindeteile,
* finanzielle Interessen gegenüber anderen kirchlichen Organen,
* vorhandene eigene Kirche in Lunestedt.

Dann war es soweit - das Landeskirchenamt stimmte zu: Seit dem 1. Oktober 1987 gibt es nun die selbständige St. Ansgari-Kirchengemeinde Lunestedt. Sie gehörte mehr als 20 Jahre zur Fabian- und Sebastian-Kirche Beverstedt.



Kirche "St. Ansgar" Lunestedt

Unsere Kirche trägt den Namen des Mannes, der mit den ersten geschichtlich fassbaren Anfängen unserer Dörfer verbunden ist. Auf dem Gebiet Lunestedts gab es früher zwei Ortschaften: Freschluneberg hat die Kirche, aber Westerbeverstedt die Beziehung zu Ansgar: Im Jahre 860 pilgerte die blinde Westerbeverstedterin Thiatgardis in die Bischofsresidenz nach Bremen zum Grab Willehads (des ersten Bischofs von Bremen). Es residierte in Bremen schon der Erzbischof Ansgar, der in seinem Werk "Vita Willehadi" diese älteste Nachricht über Westerbeverstedt festhielt. 801 in Picardie/Flandern geboren und in den Benediktinerklöstern Corbie (Südfrankreich) und Corvey (Weser) erzogen, ist er als "Apostel des Nordens" bekannt geworden. Er wurde 826 von Kaiser Ludwig dem Frommen mit der Missionierung Dänemarks beauftragt. 831 wurde Ansgar zum Erzbischof von Hamburg berufen. 845 wurde Hamburg von den Normannen zerstört. Danach soll er in Ramelsloh ein Kloster gegründet haben. Durch die Vereinigung Hamburgs und Bremens  zu einem Erzbistum im Jahre 864 kam Ansgar in die Nähe Lunestedts und verstarb 865 in Bremen.
(nach der Einweihungsschrift und einem Artikel in der EZ v. 28.1.2001)
Ein umfassender Artikel über Ansgar - den Apostel des Nordens findet sich im Wikipedia-Artikel



Einbruch von oben - oder Aufwärtsentwicklung ? / Glasfenster im Altarraum

Kirchen-Fenster

Manch einer sieht im Glasfenster des Altarraums den Heiligen Geist wie eine Taube von oben her in die Kirche einschweben. Das wäre ja für eine Kirche auch das Passende: das Göttliche bricht von oben her in unsere Welt herein. Theologen reden da gern vom Jenseits, das man im Diesseits der Welt erfahren kann.

Aber der Künstler, der das Fenster entworfen hat, Hagen Westphal, sieht das ganz anders:
Nach mehreren Besuchen in der Kirche, bei denen ich mich mit Raumaussage und Lichtverhältnissen auseinandersetzte, hielt ich folgende Leitgedanken für den Entwurf besonders wichtig: Gestalterische Verbindung des Fensters mit dem Architekturraum, farblicher Einklang der Gläser mit den verwendeten Baumaterialien, Farben: Violett und Orange, Weiß als Lichtfläche, formale Aufwärtsentwicklung der Darstellung von einer Basis, die Verbindung zu den Wänden sucht. Von der Basis ausgehend sollte die Darstellung aufwachsen in zentralem Aufbau und im oberen Bereich des Fensters zur Entfaltung kommen. Mit diesen Überlegungen und der gesetzten Thematik entwickelt sich in der Durcharbeitung eine Darstellung, die in ihrem Aufbau gerichtet ist und doch jedem Raum lässt zur Entfaltung seiner persönlichen Betrachtung und individuellen Auslegung.
(aus der Einweihungsfestschrift)


Umbau nach 40 Jahren - ein Gemeinderaum zu ebener Erde


Im Jahre 2004 war vom Bau- und Finanzausschuss der Gedanke ins Spiel gebracht worden, einen Teil des Kirchenraumes als Gemeinderaum abzutrennen und umzubauen. Der Kirchenvorstand organisierte eine große Sammelaktion. 1.100 Haushalte in Lunestedt und Hollen wurden um einen Beitrag gebeten und bekamen zum Dank einen "Ansgaribecher". Ziel des Umbaus sollte sein: Gehbehinderte können den Raum und eine Behinderten-Toilette zu ebener Erde erreichen und für Gruppen ist ein zweiter Gemeinderaum verfügbar. Nebenbei erhält die Kirche auch einen Mittelgang.

ansgaribecher

In der zweiten Jahreshälfte 2005 wurden dem Amt für Landentwicklung Unterlagen eingereicht, um Mittel aus dem Programm "Förderung der Dorferneuerung, des Ortsbildes und des ländlichen Kulturerbes" zu bekommen. Heiligabend kam die Baugenehmigung. Statt der angepeilten 15.000 Euro kamen in der Kirchengemeinde fast 25.000 Euro an Spenden zusammen. Und im Februar wurden die Gelder aus dem Dorferneuerungsprogramm zugesagt. Bedingung war, dass die Bauarbeiten bis zum Sommer abgeschlossen sein müssten. Nun hat Pastor Claus Kühnast festgestellt: "Die Baumaßnahmen stehen kurz vor ihrer Vollendung, die ‚neue' Kirche kann wieder in Dienst genommen werden. Die Mitarbeiter der Firmen haben ihre Arbeit getan." In seiner Einladung zum Eröffnungsgottesdienst weist der Pastor auch auf die Arbeit vieler ehrenamtlicher und professioneller Mitarbeiter hin, die den Staubschutz der Orgel, Umarbeitung der Bänke oder den Kanalanschluss der neuen Toilette bewerkstelligt haben. Eine besonders harte Nuss war die Beseitigung der im Fußboden einbetonierten Bankverankerungen im hinteren Kirchenteil.

"Freuet euch in dem Herrn allewege" hieß es in der St. Ansgari-Kirche Lunestedt zum zweiten Mal. Vor fast 40 Jahren hatte der damalige Landesbischof Hanns Lilje die Kirche unter diesem Wort geweiht. Jetzt stellte Superintendent Dieter Brandes seine Ansprache zur Einweihung nach dem Umbau wieder unter dieses Wort.

Seit damals habe sich viel geändert. "Damals war die Zeit des Aufschwungs, man war jung und dynamisch und dachte weniger an ältere Menschen", meinte Brandes. Jetzt dächte man über die 42 Stufen nach, die den Alten im Gemeindezentrum abverlangt würden, wenn sie Veranstaltungen besuchen möchten. Deshalb habe der Kirchenvorstand den Umbau der Kirche beschlossen, der einen Teil der Kirche als Gemeinderaum abtrennbar macht.

"Nun ist das Werk vollendet, freuet euch in dem Herrn alle Wege" rief der Superintendent den Lunestedtern zu. Gemeindeglieder fragten sich aber auch "Verändert der Umbau nicht zu sehr unsere Kirche?" Einige waren nicht glücklich damit und hatten, dezent genug - aber ausdrücklich, Trauerkleidung angezogen. Brandes bat: "Die sich mit dem Umbau nicht anfreunden können, bitte ich um Geduld." Er stimmte mit der versammelten Gemeinde das Lied "Freuet euch im Herrn und preiset seinen Namen, Halleluja!" an. Nach dem Gebet, dass "dieser Umbau unter den Schutz des dreieinigen Gottes gestellt" sein möge, segnete er Ein- und Ausgang.

Eine Überraschung gab es: die Löwengruppe des Evangelischen Kindergartens hatte eine Kerze mit Inschrift gebastelt. Ingrid Hildebrandt und Edith Stelling übergaben sie an Pastor Claus Kühnast mit dem Wunsch, dass sie oft im Gottesdienst brennen möge. Kühnast erinnerte an die Geschichte des Gotteshauses. Er stellte heraus, dass sich der Charakter des Hauses nichts geändert habe, das man fast geduckt beträte und in dem der Blick durch das schräge Dach hinaufgelenkt würde zum Lobe Gottes. Aus dem Bericht einer Himalaja-Expedition zitierte der Pastor: "Wir müssen warten, bis die Seele nachgekommen ist!" Aber dann könnten sicher alle Gemeindeglieder wieder fröhlich werden. Der Kirchenvorstand dankte dem Bauausschuss-Vorsitzenden Claus Götjen für seine sehr engagierte Arbeit. In Grußworten äußerten sich die Landtagsabgeordneten David McAllister (CDU) und Claus Johannßen (SPD), sowie der Leiter des Amtes für Landentwicklung Siegfried Dierken, Samtgemeindebürgermeister Ulf Voigts, die Bürgermeister Manfred Woltmann (Lunestedt) und Dieter Lilkendey (Hollen). Vom kirchlichen Amt für Bau- und Kunstpflege überbrachte Klaus Lünstedt Gratulation, Geschenke und Gute Wünsche. Dörte Ringe von der benachbarten Kirchengemeinde Beverstedt zitierte ein Gesangbuchlied: "Vertrauen wagen, Schritte erwägen und Glauben bekennen wollen wir getrost, denn du Gott bist mit uns, dass wir leben."

Erste Hochzeit auf dem Mittelgang
Am 30. Oktober 2006 konnte die erste Hochzeitsgesellschaft durch den Mittelgang in der Lunestedter Kirche gehen.
Wenn die Glaswand beiseite geschoben ist, können in einem Raum die Gemeindeglieder vorn auf Bänken und hinten auf Stühlen sitzen, die Glaswand ist nur ganz oben am Tragegerüst zu sehen.


Als Deutschland noch geteilt war - Eine Erinnerung an Sachsen

Die Weihnachtspyramide aus Sachsen:
Weihnachtspyramide aus Zönitz

Der östliche - oder doch einfach: Josef ? - kniet vor dem Christkind.
Als Deutschland noch in DDR und BRD geteilt war, ließen die politischen Vorgaben keine gemeinsame Kirche in Ost und West zu. Die evangelischen Westkirchen nahmen sich aber die Freiheit zu einer Partnerschaft mit den Ostkirchen: Die Hannoversche Landeskirche beschloss eine Patenschaft nach Sachsen. - Die Kirchenkreise nahmen Kontakt zu einem Patenkreis auf: Wesermünde zu Stolberg (im Süden der DDR). Und Beverstedt, damals noch zusammen mit Lunestedt, nahm Verbindung auf nach Niederzwönitz zur Kirche St. Johannis.
Der Frauenkreis schickte mit Pastor Kaufmann Pakete von West nach Ost - auch Briefe. Ab und zu kam ein Kirchenmann aus dem Westen in den Osten! - Die Pakete wurden weniger - die Briefe auch. - Aber ganz rissen die Kontakte doch nicht ab: Aus Beverstedt fuhren mal Jugendliche nach Zwönitz und erlebten den Winter des Erzgebirges. Der Posaunenchor Beverstedt / Lunestedt plante eine Fahrt nach Zwönitz - da kam die Grenzöffnung dazwischen: Als es möglich war, auch von Ost nach West zu reisen, besuchten die Zwönitzer zuvor aus eigener Initiative Lunestedt. Die Posaunisten reisten aber doch noch nach Osten. Die Partnergemeinde (es sollte ganz deutlich werden, dass es nun keine Patengemeinde mehr war) wurde zum Kirchweihjubiläum eingeladen. Und nun gibt es viele Reisen - hin und her!

Im Verlauf dieser Partnerschaft kam Anfang der 70-er Jahre aus dem Erzgebirge (von Thomas Thierfelder aus Zwönitz, Rathausstr. 18) die Weihnachtspyramide nach Hollen - in Einzelteilen: Jonny Zimmermann musste sie zusammensetzen, bevor sie nun alljährlich in Lunestedt zur Weihnachtszeit erinnert: zuerst natürlich an die Christgeburt - aber eben doch auch: an die Zeit, als es noch DDR und BRD gab!

Wer mehr über Zwönitz wissen möchte,
kann hier die Internetseite des Ortes anklicken:
Klick nach Zwönitz!


Pastoren Lunestedts

Ulrich Haar am 31.10.1964 ordiniert
zuständig für den Pfarrbezirk 2 der Gemeinde Beverstedt
(zu dem auch die Dörfer Freschluneberg und Westerbeverstedt gehörten)
August 1970 umgezogen nach Lunestedt
zuständig für Lunestedt und Hollen
Mai 1976 Abschied von Lunestedt
Ulrich Haar
Gottfried Kramer Sommer 1976 - Januar 1982
Gottfried Kramer
Claus Kühnast Dezember 1983 - September 2008
Claus Kühnast
Agnethe Krarup Seit Oktober 2008
Agnethe Krarup
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