Zusammengestellt vom Ortsheimatpfleger Arnold Plesse
und dem früheren Brandmeister Georg Müller.
Bearbeitungsstand: 14.01.2009
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Die Lunestedter Feuerwehr
feiert 100-jähriges Bestehen

Die Feuerwehr bis 1941



In der Westerbeverstedter Chronik finden wir zum 50. Jubiläum eine Zusammenfassung:

Am 25. 2. 1952 wurde auf der Generalversammlung der freiwilligen Feuerwehr aus alten Protokollen vorgelesen. Danach wurde im Mai 1902 vom hiesigen Turnverein eine freiwillige Turnerfeuerwehr ins Leben gerufen, wie sie ähnlich an anderen Orten schon bestand. Im Mai soll daher ein 50jähriges Jubiläum stattfinden. Bei der Gründung im Jahre 1902 zählte die Wehr 38 Mitglieder, von denen noch sieben am Leben sind. Bald nach der Gründung wurde eine Handfeuerspritze angeschafft für den Preis von 1660 M. Notbrunnen und Notkuhlen lieferten das Wasser.

Bahnschreiben
(Foto: Feuerwehrarchiv)
1908 bekam die Feuerwehr einen Zuschuß von der Bahn - wofür, das ist nicht so ganz ersichtlich.


Die älteste Eintragung über ein Feuer in Lunestedt finden wir in der Freschluneberger Chronik:

Das alte, um 1600 erbaute Haus (des Rittergutes Freschluneberg), brannte am Karfreitag 1725 ab. Es wird berichtet, die Herrschaft sei so gottlos gewesen, daß die Leute am Nachmittag dieses Tages den Garten hätten umgraben müssen trotzdem sie sich anfangs weigerten. Da wäre an demselben Nachmittag der Blitz eingeschlagen und hätte das Haus in Asche gelegt. Das daraufhin neuerbaute Wohn-Wirtschaftsgebäude war ein strohgedecktes Haus von 192 Fuß Länge und 45 Fuß Breite.

Gutshof 1800
(Foto: Georg Müller)

Dieses Haus, das 1895 ein Raub der Flammen wurde, galt bis dahin als das größte Niedersachsenhaus in der Provinz Hannover. 1895 ist das im Jahre 1740 erbaute Wohnhaus des Gutes am Mittwoch, d. 17. Juli nachmittags 4 Uhr erneut total niedergebrannt. Lebende Wesen sind nicht darin verbrannt. Die Ursache des Brandes ist unbekannt. Das jetzige Wohnhaus des Gutes ist im Jahre 1895/96 in neuem modernen Stil errichtet.

Gutshof März 1899
(Foto: Georg Müller)


Oft entstand Feuer durch ein Gewitter: 1908 am 28. Juni nachmittags ging ein schweres Gewitter über das Dorf Freschluneberg nieder. Der Blitz schlug in die Scheune des Landwirts Joh. Riedemann im Busch. Die Scheune brannte bis auf das Mauerwerk nieder. Heu und Torf verbrannten mit. Der starke Regen, der während des Gewitters niederging, verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf das strohgedeckte Wohnhaus.
1929 ist am 9. September ein Großbrand in Westerbeverstedt bei Seebeck, Becker und Koop. Dabei stellt sich heraus, daß für einen Großbrand nicht genug Wasser vorhanden ist. Allerdings war es auch ein sehr trockener Sommer.
1925 am 28./29. September zieht ein Gewitter herauf. Ein Blitzstrahl trifft das Wohnhaus des Landwirts Joh. Tiedemann, das in kurzer Zeit niederbrennt.

Dann kam die Zeit des Nationalsozialismus: 1933 erklärt die Reichsregierung den 1. Mai zum Tag der nationalen Arbeit und zum gesetzliche Feiertag des deutschen Volkes. Der Tag wurde durch große Volksumzüge verherrlicht. Die Einwohner von Hollen, Freschluneberg und Westerbeverstedt, die Vereine mit Fahnen und die Schule veranstalteten einen Umzug, der in Hollen seinen Anfang nahm. Am Kriegerdenkmal in Hollen wurde eine Eiche, an der Straßenkreuzung bei Kaufmann Roes eine Linde und am Kriegerdenkmal in Westerbeverstedt eine Eiche zur Erinnerung an diesen Tag gepflanzt. Bei der Einpflanzung in Freschluneberg wurde ein Gedicht vorgetragen, das den Tag verherrlichte. Folgende Vereine aus Freschluneberg nahmen teil: 1.) Turnverein Freschluneberg, 2.) Turnerfeuerwehr Freschluneberg, 3.) Kriegerverein Hollen-Freschluneberg, 4.) Reitverein Freschluneberg und Umgebung, 5.) Stahlhelm Bund der Frontsoldaten Freschluneberg, 6.) Schützenverein Freschluneberg, 7.) Gemischter Chor Freschluneberg, 8.) Eisenbahnerverein Freschluneberg-Loxstedt, 9.) Radfahrerverein Freschluneberg. Der Zug löste sich nach einer Ansprache des Stahlhelmführers Meinhardt auf dem Sportplatz auf. Abends fand ein Blaskonzert im Ehlers'schen Saale statt.

In dieser Zeit soll es sich auch zugetragen haben, dass beim Brand in der Nacht, die Frau des Feuerwehrhauptmanns sagte "Treck dir man gau üm!" und selber im Nachhemd mit dem Feuerhorn die Feuerwehr alarmierte.

1934 war in Westerbeverstedt Heinrich Heins Brandmeister, 1. Zugführer Heinrich Bock, 2. Zugführer Claus Ehrichs, Obersteiger H. Nordholz und Schriftführer Wilhelm Börger. Bei der Schule soll eine neue Zisterne angelegt werden und der Saugbrunnen beim Hause Harms gibt kein Wasser mehr. Für die Motorspritze ist kein Fahrzeug vorhanden.

Am 12.7.1936 fand morgens um 7 Uhr eine Übung statt. Die Themen sind aufgezeichnet: Schornsteinbrände und ihre Bekämpfung, Prüfung des alten Schlauchmaterials auf Brauchbarkeit.

1938 muß auf Anordnung des Landrats mit dem 1. Januar überall neben der Freiwilligen Feuerwehr eine Pflichtfeuerwehr gegründet werden, wozu alle männlichen Einwohner vom 16. - 60. Lebensjahr gehören. In einem Zeitungsausschnitt wird aus Westerbeverstedt gemeldet: Vom Bürgermeister Martin Wohltmann waren alle männlichen Einwohner von 16 - 60 Jahren zusammengerufen zwecks Ausbildung im Feuerlöschwesen. Diese müssen sich entweder der freiwilligen Feuerwehr anschließen, oder es wird eine Pflichtfeuerwehr gegründet. Es wurden bereits mehrere Anmeldungen zur Freiwilligen Feuerwehr entgegengenommen. Feuerwehrführer Heinrich Heins erklärte zunächst die verschiedenen Hornsignale für Feuerwehr und Luftschutz. Weiter machte er die Neulinge mit der Handhabung der Spritze und der Schlauchleitungen vertraut. Mauermeister Heinrich Nordholz führte eine handgemachte Feuerpatsche vor. Eine solche soll jetzt in jedem Strohdachhaus vorhanden sein. In nächster Zeit sollen mehrere Übungen stattfinden.

In den damaligen Kriegszeiten gab es auch Flugzeugabstürze: Am 28. August 1940 gegen 4 Uhr morgens wird die Bevölkerung durch lautes Motorengeräusch aus dem Schlaf geweckt. Plötzlich hört das Motorengeräusch auf. Einzelne Einwohner kommen aus dem Schlaf und sehen hinter dem Sportplatz am Reithornsberg Feuerschein. Das Flugzeug muß abgestürzt sein. Schnell wird der Gendarmerieposten benachrichtigt. Die Feuerwehr wird alarmiert. Auf dem Wege zur Brandstelle treffen einige Einwohner einen englischen Flieger. Aus den Aussagen des Engländers geht hervor, daß ein englischer Bomber abgestürzt ist. Die Besatzung, sechs Mann, sind mit dem Fallschirm abgesprungen. Die anderen fünf Engländer müssen gesucht werden. In kurzer Zeit werden noch zwei aufgegriffen. Einer hat seinen Fallschirm noch bei sich. Die Feuerwehr sucht das Gelände ab; weitere Besatzungsmitglieder werden hier nicht gefunden. Im Laufe des Vormittags melden die Gemeinden Hollen, Heerstedt und Stubben, daß dort je ein Engländer festgenommen ist. Gegen 6 Uhr treffen Vertreter der militärischen Dienststellen und Landrat Mahler aus Wesermünde ein. Die Engländer werden verhört. Dann geht's zum "Trümmerhaufen". Das britische Flugzeug - ein nagelneuer Wickers-Wellington-Bomber - ist zunächst in einem Graben gelandet, hat sich hier überschlagen und ist dann noch etwa 200 m durch das Gelände geschleift. Alle leichten Bestandteile liegen im weiten Umkreis umher. Beide Tragflächen sind abgebrochen. Eine ist bereits größtenteils verbrannt. Ein Motor ist noch 300 m weit weggeflogen. Mitten im Trümmerfeld liegen 7 Spreng- und 6 Brandbomben. Die MG-Munition liegt über das ganze Feld zerstreut. Im Schlauchboot wurden noch die "Eisernen Portionen" gefunden, die von Neugrierigen sofort beschlagnahmt werden. Angeblich soll der Inhalt gut geschmeckt haben. Im Laufe des Vormittags wird das Gelände im weiten Umkreis abgesperrt. Die Engländer werden abgeführt. Am nächsten Tag ist das Wrack abgefahren und die Bomben sind gesprengt worden.

Flugzeugwrack/28.8.40
(Foto: Zeitungsausschnitt in der Chronik von Westerbeverstedt)

Aber nicht nur bei Feuer wurde die Feuerwehr eingesetzt. Überschwemmung 1940/41: Der Winter dauert recht lange, noch im Mai ist es bitterkalt. Dadurch ist die Natur in ihrer Frühjahrsentwicklung recht weit zurück. Trotzdem wird der Winter besser überstanden, da die Kohlenzufuhr ausreichte. Im Januar fiel reichlich Schnee, der lange liegen blieb. Anfang März setzte plötzlich Tauwetter ein mit starken Regenfällen. Dadurch kamen große Überschwemmungen vor. Das Lunetal bildete einen See. Die Straße Freschluneberg - Hollen wurde in etwa 200 m Breite vom Wasser überspült und aufgewühlt, sodaß der Straßenverkehr eingestellt werden mußte. Müllers Kälberweide, die sehr tief liegt, war bis an den Straßenrand voll Wasser. Das Wasser lief über die Straße, weil der Durchlaß durch Schnee und Eis verstopft war und so die Wassermassen nicht abfließen konnten. Viele Keller liefen voll Wasser und mußten von der Feuerwehr leergepumpt werden. So stand der Keller von Hinrich Lührs in kurzer Zeit voll Wasser, viele Lebensmittel im Keller (Kartoffeln etc.) wurden dadurch vernichtet. Bei Adolf Pape im Busch drang das Wasser in den Viehstall, das Vieh mußte an einer anderen Stelle aufgestallt werden. Da das Tauwetter am Abend einsetzte, mußte die Feuerwehr in der Nacht alarmiert werden, um einzugreifen. Durch treibende Eisschollen wurde die Lunebrücke gefährdet. Die Feuerwehr griff wieder ein und sprengte die Eisschollen.


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