Bearbeitungsstand: 02.02.2015
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"Deutsche, handelt nicht mit Juden!"
Zum Zeitungsartikel über die Einweihung des HJ-Heimes in Freschluneberg
Zum Artikel aus dem Wesermünder Kreiskalender 1938 über das HJ-Heim in Freschluneberg
Gedicht Hitler als Mensch Hitler-Bild
Fotos aus: Wesermünder Kreiskalender 1937, S.4 und 5




(aus der Chronik von Westerbeverstedt, S. II/1ff, Chronist: Joh. v.d. Knesebeck)
Abkürzungen: HJ = Hitlerjugend, BDM = Bund deutscher Mädel, WHW = Winterhilfswerk, RM = Reichsmark, NSV = Nationalsozialistische Volkswohlfahrt, Pg = Parteigenosse

"Das neue Reich beginnt"


Anzeige Winterhilfswerk
(Foto: Zeitungsausschnitt in der Chronik von Freschluneberg)

Der Winter 1932/33 war der schlimmste für unser deutsches Vaterland. Über 6.000.000 Menschen waren erwerbslos. Auch in unserer Gemeinde hatten wir 33 Arbeitslose, welche von der Wohlfahrt unterstützt wurden. 7-8000 RM Vermögen der Gemeinde wurde verbraucht. Dazu wurden die Abgaben an die Gemeinde um das Doppelte erhöht.
Nachdem am 30. Jan. 1933 der Reichspräsident v. Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt und gleichzeitig den Reichstag aufgelöst hatte, kam sofort ein neuer Geist in die Regierung. Am 21. März 1933 trat der neue Reichstag in Potsdam zusammen. Abends fanden überall im deutschen Vaterland gewaltige Kundgebungen statt. Auch hier war eine Großkundgebung. Der Zug setzte sich in Wittstedt in Bewegung. Es wurde durch Heise, Hollen, Freschluneberg und Westerbeverstedt marschiert. Auf dem Ehlers’schen Sportplatz wurde ein großes Feuer angezündet. Lehrer Staats [August Staats, ap] aus Hollen und Landwirt Wintz aus Wittstedt feierten in begeistert aufgenommenen Ansprachen den großen Tag der nationalen Erhebung.
Am 1. Mai 1933, den Tag der nationalen Arbeit, war wieder ein großer Umzug. Er begann in Hollen. Am Kriegerdenkmal wurde eine Hitler-Eiche gepflanzt, ebenso in Freschluneberg und Westerbeverstedt beim Kriegerdenkmal. Auf dem Sportplatze löste sich der Zug nach einer längeren Rede des Herrn Meinherdt, Freschluneberg auf.
1934 Am Winterhilfswerk 1933/34 beteiligten sich die Einwohner der Gemeinde ausreichend. Die Wappenschildnagelung für das W.H.W. brachte hier 74,10 RM. Zur N.S.V. gehörten aus der Gemeinde im Januar 1934 = 63 Mitglieder.
Der 1. Mai 1934 wurde wieder auf dem Ehlers’schen Sportplatze gefeiert. Weil Freschluneberg mit im Mittelpunkt des Kreises liegt, war hier ein Hauptfest. Eine Lautsprecheranlage ermöglichte eine einwandfreie Übertragung. Es war ein kolossaler Besuch.
Am 1. Dezember 1934 wurden die beiden Orte Freschluneberg und Westerbeverstedt zu einer selbständigen Ortsgruppe zusammengefaßt und von der Ortsgruppe Stubben getrennt. Später kam auch noch Heerstedt zu der Ortsgruppe. Als Ortsgruppenleiter wurde Dr. H. Ganten bestimmt.

Ortsgruppenleiter Dr. Ganten
(Foto: Zeitungsausschnitt in der Chronik von Freschluneberg)

An neuen Gebäuden wurden in den Jahren 1933-35 erbaut: am Sportplatz die Wohnhäuser von Heinz Wittenberg, H. Seedorf, H. Eihlers und am Barthel das Wohnhaus von Stegmann.
1936 Der 1. Mai 36 wurde gemeinsam von den Ortsgruppen Wittstedt und Freschluneberg auf dem Ehlers’schen Sportplatze gefeiert. Nach einem Umzuge durch Freschluneberg und Westerbeverstedt wurde die Rede des Führers durch eine Lautsprecheranlage auf dem Sportplatz übertragen. Erbaut wurden im Jahre 1936 die Wohnhäuser von Bischoff, Christian Wohltmann, Schmedes am Sportplatz und das Vorderhaus von Börger.
1937 Durch die Bemühungen des Ortsgruppenleiters Dr. Ganten wurde es möglich, daß in der hiesigen Ortsgruppe ein Jugendheim für die HJ als erstes im Kreise eingeweiht werden konnte. Am 3. Mai wurde der Grundstein auf dem von Herrn Ehlers Freschluneberg gestifteten Platze gelegt. Die Erdarbeiten wurden sofort von den Amtswaltern und der S.A. in Angriff genommen. Am 3. Juli wurde das neue Gebäude in aller Stille gerichtet. Die Einweihung desselben fand am 19. September statt. ...


Ein kurzer Abschnitt folgt, der wörtlich der Einleitung zum folgenden Zeitungsausschnitt entspricht. Deshalb ist er hier weggelassen.


Über den Verlauf berichten die "Wesermünder Neuesten Nachrichten" am Montag, 20. September 1937: (Dieser Zeitungsartikel ist in der Westerbeverstedter Chronik über 12 Seiten handschriftlich abgeschrieben. In der Freschluneberger Chronik ist er als Original eingeklebt.)

Aus dem Unterweser-Landgebiet

Trutzburgen des Nationalsozialismus

Erstes HJ-Heim des Kreises Wesermünde eingeweiht - Kreisleiter Kühn und Landrat Mahler in Freschluneberg

Am Sonntagvormittag wurde in Freschluneberg durch Kreisleiter Kühn und Landrat Mahler das erste HJ-Heim des Kreises Wesermünde eingeweiht. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten, die bereits am Sonnabendabend mit einer schlichten Feierstunde begannen, bildete eine große Kundgebung auf dem Sportplatz in Freschluneberg, auf der Kreisleiter Kühn und Landrat Mahler das Wort ergriffen, um die Bedeutung dieses neuen Heimes als Ausdruck einer einzigartigen und vorbildlichen Zusammenarbeit zu unterstreichen.

Am Abend vorher

Noch steht ein schwaches Abendrot am Himmel, aber als der Zug in Freschluneberg einläuft, ist es bereits dunkel. Ein paar Lampen werfen ihren Schein auf den Bahnsteig. Türen klappen, und Hitlerjungen und -mädel steigen aus.
Abend in einem kleinen Dorfe. Dunkelheit hat sich über die Erde gelegt, traulich leuchten von den fernen Gehöften die Fenster her, hinter denen jetzt wohl die Familien beim Abendbrot sitzen. Still ist es in den Straßen, nur in der Höhe des Bahnhofs stehen Jungen und Mädel und einige Erwachsene.
Schräg gegenüber liegt eine Gastwirtschaft. Drinnen sitzt der Landjäger und spricht mit einigen Bauern. Dicker Tabaksqualm schiebt sich unter der Decke hin. Im Saal haben Hitlerjungen und -mädel ihre Musikinstrumente ausgepackt. Hin und wieder hört man einen Ton. Sie „stimmen“ wohl. Draußen singen BDM Mädel.
Irgendwo hat eine Uhr achtmal geschlagen. Über die dunkle Dorfstraße kommen Frauen und Männer, Jungen und Mädel. Heil Hitler! Es kommen immer mehr Leute. Der Saal ist schon voll.

Die Welt gehört den Führenden

Halb neun Uhr. Ortsgruppenleiter Dr. Ganten begrüßt. Vor allem freuen wir uns, daß Kreisleiter Kühn und Landrat Mahler gekommen sind. Dann spielt die HJ Spielschar - das sind Jungen und Mädel aus Wesermünde - die Kantate „Die Welt gehört den Führenden“.
Ja, die Welt gehört den Führenden, sie gehn der Sonne Lauf, und wir sind die Marschierenden, und keiner hält uns auf. Das Alte wankt, das Morsche fällt, wir sind der junge Sturm, wir sind der Sieg, sprung auf, marsch, marsch! Die Fahne auf den Turm! Und dann spricht einer von der Knechtschaft Schmach, die unsere Kraft zerbrach. Aber dann singt bald durch alle Straßen ein neues Lied. Wir alle bau’n und tragen unser Reich, wir wollen nie und niemals es verraten, wir Arbeiter, wir Bauern, wir Soldaten!
Das ist der machtvolle Dreiklang!
*

Die Jugend und ihr neuer Glaube

Der Kreisleiter hat gesprochen. Von der Jugend und ihrem neuen Glauben, von der großen Front des deutschen Bekenntnisses. Von Nürnberg, dem Gegenpol Moskaus! Und er hat auch gesprochen von den Fehlern der Jugend, daß aber nicht der verkalkte Mumiengreis das Recht habe, sie zu kritisieren, um zu kritisieren. Auch die anderen sind so anders geworden. Ich meine, die Jungen und Mädel müssen schon gleich in dem heutigen Geist erzogen werden. Hätte ja sonst auch keinen Zweck, wie der Kreisleiter sagte, daß wir aufbauen, wenn nicht welche nach uns kommen, die die Arbeit zu Ende führen. Und so was wie Klassenhaß gibt’s auch nicht mehr. Es kommt nur auf den Charakter an. Und das ist gut so.
So sprachen wir noch auf dem Heimweg davon. Die einen liegen in Westerbeverstedt in Quartier, die anderen in Freschluneberg selbst. Die Gemeinden haben ja das HJ Heim gebaut: Freschluneberg, Westerbeverstedt und Heerstedt. Die drei gehören auch zu einer politischen Ortsgruppe zusammen. Die Hitlerjugend hat es nur bis zu einer Schar gebracht. Mehr Jungen gibt es nicht. Aber sie haben jetzt ein eigenes Heim. Die Gemeinden haben Geld gegeben, die Reichsjugendführung, und vor allem ist es dann wohl auch Landrat Mahler zu danken und dem Ortsgruppenleiter Dr. Ganten, der jeden Hammerschlag selbst beaufsichtigte.
*
Am Sonntagmorgen liegt herrlicher Sonnenschein über den Dörfern. Fahnen sind über die Straße gespannt. Vögel zwitschern in den Bäumen - wie im Frühling - aus den Häusern klingt sonntägliche Radiomusik. Und die Leute stehen vor der Tür, blicken in den Himmel und meinen, jetzt kriegen wir die Winterkartoffeln wohl doch noch trocken aus der Erde.

Die Fahnen steigen hoch

Um 11 Uhr beginnt die feierliche Heimweihe. Aus ihren Quartieren kommen kleine Einheiten der Hitlerjugend marschiert, frohe Lieder auf den Lippen. Auch eine Landknechtstrommel läßt ihren dumpfen Rhythmus erschallen. An der Straßenkreuzung Freschluneberg - Heerstedt - Westerbeverstedt geht es in den Wald. Ein schmaler, mit Sand bestreuter Weg öffnet sich: Junge Bäume sind an den Seiten angepflanzt, und hohe, dunkle Tannen recken sich abseits gen Himmel.

HJ-Heim in Freschluneberg
Originalfoto von Klaus Wulff (am 2.2.2015 eingescannt)


Dort liegt das HJ Heim, ein schlichter, formschöner Bau aus Backsteinen. Die Fugen sind weiß ausgestrichen. Auf dem kleinen Platz davor sind BDM-Mädel aufmarschiert, die Hitlerjugend, die Politischen Leiter, die nach hier zu einer anschließenden Arbeitstagung gerufen waren. Gegen den dunklen Hintergrund heben sich leuchtend die Fahnen der Bewegung ab.
Vor den Eingang zum Hause stehen Kreisleiter Kühn, Landrat Mahler und Freschlunebergs Ortsgruppenleiter Dr. Ganten.
Noch sind die Fahnen nicht aufgezogen. Fanfaren schmettern in den stillen Sonntagmorgen, Landsknechtstrommeln rasseln dumpf. Dann spricht Pg. Dr. Ganten. Am Anfang einer jeden politischen Idee, so sagt er, steht ein Gedanke, der diese Idee formt. Am Anfang unserer Bewegung stand die Treue, und sie zeichnete den weiteren Weg. Dem bedingungslosen Gesetz der Treue folgten die Männer dem Führer. Sie hatten auf die Fahne geschworen und damit ihr Leben aufgegeben. Und nur dann, wenn wir uns restlos für die Bewegung einsetzen, wird Deutschland ewig sein.
Ein Sprecher ruft Kommandos. Dann steigen langsam die Fahnen an den Masten hoch. Die Hände sind zum Gruß erhoben. Im schönen Gemeinschaftsraum des Heimes sprechen der Landrat, der Kreisleiter und der Ortsgruppenleiter zu geladenen Gästen.

Pg Dr. Ganten

betont, daß er beim ersten Spatenstich im Februar gesagt habe, durch diesen Bau werde die Kameradschaft unter Beweis gestellt. Das Ergebnis sehen wir hier: Ein Heim wurde geschaffen durch einzigartige Zusammenarbeit aller beteiligten Kreise. Nur so war es möglich, alle Schwierigkeiten zu überwinden.
Worte des Dankes spricht der Ortsgruppenleiter, aber der Dank sei nur die Anerkennung für die Pflichterfüllung gegenüber dem Führer. Vor allem aber gebühre Landrat Mahler Dank, der durch restlosen Einsatz überhaupt erst den Gedanken der Heimbeschaffung im Kreise Wesermünde vorwärtsgetrieben habe. Dank gebührt weiter Pg. Ehlers, der den Platz zur Verfügung stellte. Dank den Bürgermeistern der drei Gemeinden, die das finanzielle Problem mit lösten, Dank den Männern, die die technischen Fragen erledigten und eine glückliche, künstlerische Lösung fanden. Dank schließlich allen, die sich um das Werk verdient machten.
Bannführer Steckert, in dessen Hände Pg Dr. Ganten den Schlüssel des Heimes legt, wendet sich zunächst an diesen. Er habe sich voll und ganz für den Bau eines HJ-Heimes eingesetzt, seiner Tatkraft sei die schnelle und so schöne Erstehung zu danken.
Der heutige Sonntag ist der schönste, so sagt

Landrat Mahler,

seit wir für die Bewegung gearbeitet haben. Was hier geschaffen ist, wird grundlegend sein. Dann geht der Landrat auf die „Vorgeschichte“ des Heimes ein. In den Kassen der Gemeinden war kein Geld, um ein Heim bauen zu können. Aber der Plan und der Wille dazu waren da. Und das ist die Hauptsache; denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Aber um das Werk zu vollenden, mußten alle Kräfte zusammenstehen.
Also wir hatten unseren Plan fertig. Wir wußten auch schon, wie wir uns Geld besorgen könnten. Da kam der Ruf aus dem Reich: Schafft der Jugend Heime! Was herauszuholen war, haben wir herausgeholt. Und weil wir die ersten waren, weil der Kreis Wesermünde in dieser Beziehung an der Spitze marschiert, fuhren wir ganz gut dabei. Wir haben Geld bekommen, Heime konnten gebaut werden.
Das erste Heim im Landkreis Wesermünde ist jetzt eingeweiht worden. Es ist nicht zuletzt auch ein Werk des Pg. Dr. Ganten, der nicht eher rastete und ruhte, bis das Haus auf das allerschönste hergestellt war. Und ebenso ist es beim Bau der anderen Heime im Landkreise. In ihnen wird eine Generation herangezogen, gesund an Leib und Seele. In diesen Heimen werden die Kräfte der Jugend erstarken auf daß sie dereinst unser Werk vollenden kann.

Kreisleiter Kühn

hebt besonders hervor, daß auch die Liebe der Bevölkerung, ihr Mitgehen mit dem Neuen der heutigen Zeit durch den Bau dieses Heimes zum Ausdruck gekommen sei. Dank sagt der Kreisleiter auch dem Landrat, dem Ortsgruppenleiter, den Bürgermeistern und der Bevölkerung. Einen Wunsch verbinde er mit diesem neuen Haus: Möge die Jugend in diesem Heim immer eine Verpflichtung erblicken. Denn das HJ Heim ist Ausdruck und Bekenntnis eines neuen Glaubens. Die HJ-Heime sollen Trutzburgen des Nationalsozialismus sein, ein Sturmangriff gegen die Widersacher unserer Weltanschauung, eine Kampfstätte zur Stärkung der Front. Damit aber sind diese Häuser nicht nur Heime der Jugend, sondern ebenso Stätten der Bewegung.

Die Kundgebung auf dem Sportplatz

Ihren Höhepunkt erreichten die Feiern am Sonntagnachmittag mit der großen Kundgebung auf dem Sportplatz in Freschluneberg, auf der Kreisleiter Kühn und Landrat Mahler das Wort ergreifen.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen bei Gastwirt Ehlers nehmen die Gliederungen der Partei Aufstellung, SA., Hitlerjugend und die Politischen Leiter. Die Kreiskapelle setzt sich an die Spitze und unter flotter Marschmusik geht es durch Freschluneberg nach Westerbeverstedt und dann zum Sportplatz. An den Dorfstraßen stehen die Menschen und grüßen die Fahnen. Gegen 15 Uhr trifft der Zug auf dem Kundgebungsplatz ein.
Von einer kleinen, tannengeschmückten Tribüne aus spricht

Kreisleiter Kühn.

Dieser Sonntag, so führt er u.a. aus, ist für die Gemeinde ein besonderer Feiertag. Fahnen wehen über den Straßen, und ich glaube, daß auch die Menschen mit ihren Herzen hinter diesen Fahnen stehen. Auch wir fühlen uns mit der Freude der Menschen hier verbunden; denn das Heim, das heute hier eingeweiht wurde, ist das Heim des Kreises Wesermünde. Wir haben die gleiche Liebe zu diesem Heim, weil wir die gleiche Liebe und Sorge um diese Jugend haben.
Ein Tag der Freude, aber auch ein Tag des Bekenntnisses zur Jugend unseres deutschen Volkes. Wir können, wenn wir uns zu ihr bekennen, auch vor unserem Herrgott bestehen; denn ein Volk, das seine Sorge darin sieht, die Jugend in eine bessere Zukunft zu führen, kann nicht untergehen.
Aber, so ruft der Kreisleiter seinen jungen Kameraden zu, ihr dürft niemals vergessen, daß unser Reich kein Geschenk des Himmels ist, sondern daß es bitter hart erarbeitet wurde, erkämpft und eropfert. Seid so gläubig, wie wir es waren, aber seid auch so willensstark.
Zu welch gewaltiger Hingabe sich die Liebe zu Deutschland und damit zu seinem Führer gestalten kann, sehen wir immer wieder in Nürnberg. Davon spricht

Landrat Mahler.

Landrat Mahler
(Foto: Zeitungsausschnitt in der Chronik von Freschluneberg)

Einzelbeispiele greift er heraus, um daran die Begeisterung zu zeigen. Was mochte in dem kleinen Pimpfen vorgegangen sein, als er sich zwischen den Beinen der stämmigen SS.-Männer hindurchzwängte, um dem Führer Blumen in den Wagen reichen zu können. Wie mögen die Herzen unserer auslandsdeutschen Brüder und Schwestern geschlagen haben, als an ihnen die Wehrmacht vorbeimarschierte, der Arbeitsdienst, die braunen und schwarzen Bataillone? Wie haben sie dem Führer zugejubelt, der auch ihnen im Ausland wieder den rechten Stolz auf die alte Heimat gab.
Das ist wahre Liebe zu Volk und Führer. Und dazu wollen wir unsere Jugend immer mehr erziehen. Diesem Ziele dienen auch die Heime, die wir der Jugend schaffen. Muß man sich nicht verwundern, wenn es dann noch Menschen gibt, die sagen: Soviel Geld für Heime? Ja, meine lieben Menschen, unsere Kinder sind unser wertvollstes Gut. Sollen sie in Baracken, in Höhlen oder dumpfen Kellerlöchern zusammenkommen? - Wollt ihr, daß eure Kinder in solcher Umgebung aufgezogen werden, daß ihnen dort zwischen Gerümpel und übel stinkenden Abfällen die Liebe zu dem herrlichen und schönen Deutschland eingepflanzt wird? Das geht ja überhaupt nicht!
Mit leidenschaftlichen Worten wendet sich der Landrat an die Eltern. Deine Pflicht, deutscher Vater und deutsche Mutter, ist es, die Kinder in diese Heime zu führen. Du Vater, und Du, deutsche Mutter, bist für Dein Kind verantwortlich. Euch gab Deutschland Leben, Arbeit und Brot, ihr müßt es in euren Kindern an Deutschland zurückgeben. Nur dann, wenn wir so alle zusammenstehen, können wir auch etwas schaffen. Der Kreis Wesermünde marschiert heute bei der Heimbeschaffung aktiv an der Spitze im ganzen Reich. Darauf sind wir stolz, aber das verpflichtet uns auch zu intensivster Weiterarbeit. Denn wir wollen für unsere Jugend ein besseres Deutschland bauen als wir es in unserer Zeit erlebt haben.
Die Menschen singen die Lieder der Deutschen. Junge und alte Stimmen mischen sich zu vollem Chor.
*

Politische Arbeitstagung

Die Arbeitstagung der Kreisamtsleiter, Ortsgruppen- und Stützpunktleiter, an der auch der Landrat Mahler teilnahm, wurde vom Kreisleiter Kühn mit dreifachem Sieg-Heil auf den Führer eröffnet. Er führte dann aus, daß wir froh sein wollen, daß es gelungen ist, im Kreise Wesermünde ein derartiges Heim zu schaffen; denn diese Angelegenheit ist nicht nur eine solche der Ortsgruppe Freschluneberg, sondern des ganzen Kreises. Es ist hier das erste Haus entstanden, von dem wir sagen können, es ist unser. Damit soll auch zugeleich der Ortsgruppe Freschluneberg Anerkennung ausgesprochen werden. Dies soll aber auch die anderen Ortsgruppen anspornen, Gleiches zu erreichen. Nachdem Sie diese Einweihung miterlebt haben, muß es der Wunsch sein, ein ähnliches Heim zu errichten.
Als dringlichste Aufgabe für die Winterarbeit bezeichnete der Kreisleiter die Erziehung an den Partei- und Volksgenossen. Besonders mit Rücksicht darauf, daß neue Menschen als Parteigenossen zu uns kommen werden, ist diese Aufgabe dringlich. Der Kreisleiter gab weiter den Ortsgruppen- und Stützpunktleitern Richtlinien für die Arbeit in diesem Sinne und bat sie, aus dieser Arbeitstagung im neuen Heim die Verpflichtung mitzunehmen, hierfür zu arbeiten. Nach einigen Mitteilungen internerer Natur schloß der Kreisleiter die Arbeitstagung mit einem dreifachen Sieg-Heil auf den Führer.



Im "Wesermünder Kreiskalender 1938, Heimatbuch des Landkreises Wesermünde" hrsgb. vom Kreisausschuss des Kreises Wesermünde, Druck und Verlag: Weser-Druckerei Lüdecke & Grassé, Wesermünde-G. S. 90f findet sich ein Artikel

"Vom HJ.-Heim in Freschluneberg"

Von Dr. Hans H. Ganten Freschluneberg.


Unser Heim ist nun fertig, und wer die Verhältnisse kennt, unter denen die HJ. bisher ihren Dienst machte, der wird verstehen, wie stark die Anteilnahme jedes Einzelnen aus der Ortsgruppe und wie groß vor allem die Freude über die Verwirklichung eines Planes ist, der schon lange bei uns bestand.

Die Beschaffung eines Heimes für den Dienst der Jugend war eine Notwendigkeit geworden. Bisher konnten die einzelnen Organisationen der HJ. nur im Gasthaus oder in der Schule untergebracht werden. Es mußte daher ein Raum geschaffen werden, der allen Anforderungen des HJ.-Dienstes gerecht werden konnte. Daß dazu Schule und Gasthaus nicht geeignet sind, wollen noch heute viele Menschen nicht erkennen und gelten lassen. Sie meinen, eine Schule böte Sitzgelegenheit genug, sie könne allen Organisationen der HJ. zur Verfügung gestellt werden, und somit wäre die Raumfrage für jeden kleinsten Ort gelöst. Darauf kann man nur aantworten: Wißt Ihr eigentlich etwas vom Sinn unserer heutigen Jugendbewegung? Brauchen wir denn eine HJ., wenn wir lediglich einen jungen Führer vor die Jungen und Mädel setzen, der dann dem Lehrer nachahmt und sich wegen der äußeren Einrichtung der Schule auf Vorträge beschränken muß? Sicher nicht! Diesen Zweck könnten die Lehrer - ihrer Vorbildung entsprechend - weit besser erfüllen. Kurz zusammengefaßt liegt der Zweck der HJ. doch wohl darin, daß ganz bewußt schon vom 10. Lebensjahre an der Jugend der Begriff der Volksgemeinschaft ins Herz gepflanzt wird, so daß sie ihr keine blasse Idee bleibt, sondern tatsächlich zur Selbstverständlichkeit wird. Das ist die einfache Grundlage für jeden, aus der heraus sich später seine Eisntellung zum anderen Menschen, seine Haltung zum Staat und schließlich zum Leben selbst so ergeben wird, wie sie die nationalsozialistische Weltanschauung verlangt. Das erreicht man bei diesen jungen Menschen nicht nur durch Vorträge, sondern das Wesentliche ist das Erlebnis der Gemeinschaft. Um dieses Erlebnis aber entstehen zu lassen, muß schon der Raum stimmungsmäßig auf den jungen Menschen einwirken. Er muß durch seine besondere Art herausgehoben sein aus dem Alltäglichen. Enge, kahle Wände, große Schultafeln und kleine Bänke vermitteln niemals ein erhebendes Gefühl, sondern wirken stets beengend! Ganz abgesehen von den manchmal recht kitschigen Einrichtungen der Wirtshauszimmer.

Diese Voraussetzungen bildeten die Grundlage für unsere Pläne, und so wurde uns die Art des zukünftigen Hauses schnell klar. Bis zur Ausführung selbst aber mußten viele Schwierigkeiten überwunden werden, vor allem deshalb, weil uns jede finanzielle Unterlage fehlte und sich ohne Geld ja leider die schönste Idee nicht verwirklichen läßt. Daran durfte dieser Gedanke jedoch nicht scheitern, und so gingen wir zunächst daran, die einzelnen Menschen der Ortsgruppe für den Plan zu gewinnen. Das war glücklicherweise nicht schwer, weil die meisten das Gefühl hatten, daß etwas geschaffen wurde, was für alle und für lange Zeit seinen Wert hatte. Als uns dann gleich am Anfang ein wunderbar gelegener Bauplatz mitten im Wald und in unmittelbarer Nähe des großen Sportplatzes kostenlos zur Verfügung gestellt wurde, wollte fast jeder irgendwie zum Gelingen des Werkes beitragen.

Und doch wurde aus diesem ursprünglichen Plan nichts. Denn jetzt wurde vom Führer die große Heimbeschaffungsaktion ins Leben gerufen, und die Reichsjugendführung der HJ. und der Kreis sagten ihre finanzielle Unterstützung zu. Dadurch kam auch in unsere Pläne neues Leben, denn mit einem Zuschuß von dieser Seite konnte der Bau weit größer und schöner werden, als es unsere bisherige Absicht vorsah. Nach Rücksprache mit den zuständigen Stellen schufen wir den endgültigen Plan, der dann nach seiner Genehmigung sofort in Angriff genommen wurde.

Unvergeßlich wird uns allen der Sonntagmorgen bleiben, als sich die Mitglieder der Ortsgruppe, die HJ. und SA. an der Baustelle versammelten, um nach einem feierlichen "Fangt an!" die Ausschachtung vorzunehmen. Es war eine Freude, zu sehen, wie begeistert selbst die ältesten Leute dabei waren. Jeder von ihnen hat in dem Augenblick bestimmt gefühlt, was in gemeinsamer Arbeit liegt.

Das Heim hat zwei große Gemeinschaftsräume, einen kleineren Raum, der als Kleiderablage bnutzt wird, und eine Eingangshalle. Der kleinere der beiden Gemeinschaftsräume ist für den dauernden Dienst der einzelnen Organisationen gedacht, während der zweite Raum ausschließlich größeren Veranstaltungen und Feiern dient. Die ganze innere Einrichtung wurde mit größter Sorgfalt vorgenommen und jeder Raum seinem Zwecke entsprechend ausgestattet. Maßgebend war hierbei, daß der Eintretende sofort die besondere Art empfindet, die jedem Raum anhaftet. So ist die Eingangshalle einfach und schlicht und weist als einzigen Schmuck eine schmiedeeiserne Lampe und eine Fahnengruppe auf. Keine betonte Farbe und kein Wandschmuck kann hier den Eintretenden ablenken. Betritt man nun den Feierraum, so hat man den Eindruck einer großen Klarheit und Weite, die hervorgerufen wird durch die besondere Art der Wandgestaltung. Der Sockel ist mit einem Rupfen bespannt, an dessen klarblauen Farbe - der Farbe des Geistes - sich die gelbliche Tönung der Wand anschließt. Dieser Farbton wird auch an der Decke fortgeführt bis hin zu einem weißen Lichtkreis direkt über dem Sechseck der Lampe. Durch diese Einheit der Farbe an Wand und Decke wirkt der ganze Raum höher gezogen, man könnte sagen kuppelförmig. Im Blickfeld zum Hauptplatz hin erhebt sich in halber Höhe der Wand das Symbol der Bewegung, der Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Eine handgefertigte Lampe, ein hölzernes, dunkel gebeiztes Sechseck mit hellgelben flachen Schalen, und die Bilder des Führers und Jugendführers ergänzenn den Wandschmuck. Ganz anders dagegen der kleinere der beiden Räume. Seinem Zwecke entsprechen bewahrt er nicht die klare Abgrenzung von Farben und Linien, sonder ist aufgelöster in beiden. Die Tönung der Wand ist wärmer und vermittelt, wie die Bemalung der Wand, die Szenen aus dem Leben der Hitlerjugend darstellt, nicht die ernste Feierstimmung des größeren Raumes, sondern die Stimmung, die über der Arbeit der HJ. stehen soll. Ein frischer Ton bestimmt den Dienst der HJ., nichts Unfreies hat hier Platz, und frisch und hell müssen die Räume für seinen Dienst sein. Lebhaft sind auch in unserem Scharraum die Gardinen, und reicher geschnitz ist diese Lampe. Stühle und Tische sind aus einem naturfarbenen Holz, so daß sie praktisch sind für jede Werkarbeit, die doch einen großen Teil der Dienstzeit ausfüllt.

So glauben wir nun ein Heim geschaffen zu haben, welches dem Leben unserer Hitler-Jugend neuen Auftrieb geben wird.

HJ-Heim im Kalender von 1938
Das neue HJ.=Heim in Freschluneberg
Aufnahme K. Elsholz, Wesermünde



In den Text des Artikel des Wesermünder Kreiskalenders 1938 sind noch zwei Strichzeichnungen (eine Pflanze und ein von Wolken und Bäumen begrenztes Feld) eingefügt.




Nach der 1125-Jahr-Feier im September 1985 gab es eine - damals wohl wenig beachtete - Veröffentlichung der DKP (=Deutsche Kommunistische Partei) zu der im Jubiläumsbuch "Lunestedt - ein Dorf im Landkreis Cuxhaven" nicht erwähnten Zeit des Nationalsozialismus: Eine Extra-Ausgabe von "Zwischen Beek und Lune" mit dem Titel
"Faschismus in Beverstedt und Umgebung - Eine Dokumentation"
, o.J.

1125-Jahrfeier / Faschismus

Eine soziale und demokratische Gesellschaft mitzugestalten, bedeutet auch, sich mit der Geschichte zu befassen und auseinanderzusetzen. Aus der Geschichte lernen, bedeutet für uns, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Dies war die Motivation für uns Kommunisten zum 40. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus, also zum 8. Mai 1985, einen Versuch zu wagen, das dunkle Kapitel Faschismus in der Samtgemeinde Beverstedt aufzuarbeiten. Über die Zeit des Faschismus war in unserem Kreis kaum etwas zu finden. Wir haben uns die Mühe gemacht, ältere Mitbürger zu befragen, und so ist zumindest etwas Licht ins Dunkel der Vergangenheit gekommen.
...

WIE KAM ES ZUR MACHTERGREIFUNG DER NAZIS ?

vgl. Wie kam es zur Machtergreifung? in dieser Chronik - mit Klick!

Die Weltwirtschaftskrise 1929 führte in den kapitalistischen Staaten zu Massenarbeitslosigkeit, Armut und Elend. Auch in Deutschland, das besonders noch an den Auswirkungen des 1. Weltkrieges litt, entwickelte sich neben den beiden Arbeiterparteien SPD und KPD eine dritte Partei, die in ihrem Program den Sozialismus angeblich anstrebte. Die NSDAP machte sich viele Traditionen der Arbeiterbewegung zu eigen und zunutze (Lieder, Aufmärsche etc.). Als das Großkapital unter Führung von Unternehmen wie Flick(!), Krupp usw. die Stärke der NSDAP erkannte, ihre antikommunistischen und rassistischen Bestrebungen durchschaute (Hitlers "Mein Kampf"), unterstützte es aus Angst vor einer gesellschaftlichen Veränderung (Sozialismus) und aus der Erkenntnis, daß Hitlers Politik die größten Profite bringen würde (Aufrüstung), massiv diese Partei.
Die SPD und KPD vermochten nicht, durch gemeinsames Handeln mit den Gewerkschaften die Machtergreifung der Nazis zu verhindern.
Die Verfolgungen und Ermordungen von über 100.000 Mitgliedern dieser beiden Parteien zeigte, wer die Gegner des sogenannten "Nationalsozialismus" waren.
Nach der Machtergreifung 1933 bewahrheitete sich der Ausspruch von Ernst Thälman (Vorsitzender der KPD):"Wer Hitler wählt, wählt den Krieg!".
Hier soll noch einmal zusammengefasst werden, was Faschismus in Deutschland bedeutete.
- 2. Weltkrieg mit 50 Millionen Toten (u.a. 20 Mio Sowjetbürger, 12 Mio Deutsche)
- Verfolgung und Vernichtung von Menschen anderer Rassen (z.B. Zigeuner, Slaven)
- Verfolgung und Vernichtung politisch anders Denkender (Kommunisten, Gewerkschafter, Sozialdemokraten)
- Verfolgung und Vernichtung von Juden, Zeugen Jehovas, Christen
- Ermordung und Zwangssterilisierung von körperlich und geistig Behinderten
- Verfolgung und Vernichtung von Homosexuellen
- barbarische Versuche und Operationen an KZ-Häftlingen, insbesondere Kindern (Mengeles Versuche an Zwillingen)
- Zwangsarbeit und systematische Vernichtung von Kriegsgefangenen.

WIE ÄUSSERTE SICH DER FASCHISMUS IN LUNESTEDT UND UMGEBUNG ?

Nach der Machtergreifung im Jahre 1933 wurden in fast allen Dörfern des Kreises Naziorganisationen aufgebaut oder, falls sie schon vorhanden waren, erweitert. Schon vorher, bei den Reichstagswahlen 1932, gab es in vielen Dörfern einstimmige (!) Ergebnisse für die NSDAP z.B. in Lintig, Schwegen, Flögeln.
vgl. Wahlergebnisse in dieser Chronik
& Nordwestdt. Zeitung v. 13.3.1933
Nach dem Verbot und der Verfolgung der KPD, der Gewerkschaften und der SPD übernahmen die Nazis alle wichtigen Institutionen wie Schule, Polizei, Justiz etc.
Was die Nazis von ihren Gegnern hielten, zeigte der Erntedankumzug in Beverstedt. Es gab in Beverstedt 4 Gegenstimmen gegen die NSDAP. Die Nazis stellten 4 Schafe auf einen Wagen, die die 4 Neinwähler symbolisieren sollten.
Kurz nach der Machtergreifung 1933 wurden durch Marine SA und Gestapo mehrere Verhaftungen in Bokel und Langenfelde vorgenommen.

STRICK UM DEN HALS

Bei den Verhaftungen führten die Nazis unmenschliche Folterungen durch, z.B. bei Paul von Scheidt aus Langenfelde, um Namen von seinen antifaschistischen Freunden zu erpressen. Im eigenen Hause wurde er von mehreren Nazis schwer mißhandelt. Nachdem man seine Frau von seinem Hof gejagt hatte, stülpte man ihm einen Sack über den Kopf, band ihm ein Tau um den Hals, zog ihn zum Kuhstall und drohte ihn aufzuhängen, falls er nicht Namen und Daten sagen würde.
In zahlreichen Dörfern gab es Gruppen und Personen, die die Nazi-Herrschaft sicherten. In Lunestedt gab es z.B. eine funktionierende NSDAP, die Kinder bzw. Jugendlichen wurden in dem Deutschen Jungvolk (DJ), in der Hitlerjugend (HJ) oder dem Bund Deutscher Mädel (BDM) organisiert. Das heutige Vereinshaus des TSV Lunestedt wurde aus dem ehemaligen HJ-Heim errichtet.
vgl. den Teil über das HJ-Heim oben auf dieser Seite!
In den Lunestedter Ortsteilen Westerbeverstedt und Freschluneberg wurden mehrere Straßen von sogenannten "Blockwarten" kontrolliert. Sogar ein Gestapomann tauchte häufig in beiden Ortsteilen Lunestedts auf. Seine Aufgabe bestand u.a. darin, Lunestedter Bürger zu bespitzeln (z.B. ob sie feindliche Sender hörten).

DIE FAHNE HOCH, DIE REIHEN FEST GESCHLOSSEN

Wie "gut" die Nazipropaganda auch im kleinsten Dorf funktionierte, zeigt sich am Beispiel des Schulunterrichts in der Schule von Westerbeverstedt. Die Schüler mußten gezwungenermaßen durch den Volksempfänger (Radio) die Reden der Nazi-Größen wie Hitler, Goebbels usw. anhören. Einer der beiden Lehrer führte seinen Unterricht in SS-Uniform durch. An besonderen Tagen (Hitlers Geburtstag z.B.) gab es draußen vor der Schule einen Fahnenappell, bei dem die Schüler mit Hitlergruß stramm stehen mußten. Dabei wurde "Deutschland, Deutschland über alles" und das Nazi-Lied von Horst Wessel ("Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen") gesungen. Am 1.9.39 Kriegsbeginn mit dem Angriff auf Polen ohne Kriegserklärung mußten sich die Schüler die Hitlerrede anhören, bekamen anschließend schulfrei. Schulleiter Knesebeck (am Ende des Krieges durch Luftangriff getötet) wies einen Jungen zurecht, der sich über den freien Tag aufgrund des deutschen Angriffs auf Polen freute: "Freu Dich man nicht so, denk daran, wieviele Väter in diesem Krieg sterben werden!" Dieser mutige Satz zeigt, daß es nicht nur absolute Unterwiürfigkeit gegenüber der Meinung der Nazis gab.

GOTT SEGNE ADOLF HITLER

Für die absolute Unterwürfigkeit kann hier ein Beispiel angeführt werden. Der damalige Pastor der Kirchengemeinde Beverstedt (dazu gehörten fast alle Dörfer der Samtgemeinde Beverstedt) pflegte bei der Austeilung des Segens den Gottesdienst mit folgendem Ausspruch zu beenden: "Gott segne Euch und unseren Führer Adolf Hitler". Eine Wertung dieses Zitats möchten wir dem Leser überlassen. Unserer Meinung nach zeigte dies genau die Einstellung vieler Kirchenvertreter zum NS-Staat. Welche Meinung die Naziführer zu der Kirche hatten, trotz ihres Segens für den Führer, zeigt folgendes Zitat eines führenden Bramstedter NSDAP-Mitglieds: "Dat dat een Christus giv heb ick wußt, dat dat een Judenlümmel wär heb ick nich wußt!"

DAVON HABE ICH NICHTS GEWUßT

Viele ältere Bürger sagen heute, daß sie von der Judenverfolgung und -vernichtung nichts gewußt hätten. Die jüdischen Mitbürger mußten nach 1935 auch auf den Dörfern "Judensterne" tragen. Wenn z.B. in Beverstedt die Familie Brumsack bis auf ein Mitglied der Familie ausgerottet wurde (jeder kann den jüdischen Friedhof in der Mühlenstraße mit dem Judenstein besuchen) und in Hagen 60 jüdische Bürger auf unerklärliche Weise verschwanden (in Hagen gab es eine Synagoge in dem "Judenhain" (heute Blumenstraße), und die Synagoge in Bremerhaven verwüstet wurde, kann wohl keiner mehr sagen, der damals gelebt hat: "Davon habe ich nichts gewußt!"

KZ Sandbostel 50.000 Tote

Viele Juden wurden aus dem heutigen Bereich Kreis Cuxhaven in KZ's wie Bergen-Belsen, Neuengamme, Esterwegen umgebracht. In Lübberstedt bestand spätestens seit August 1944 ein Außenkommando des Konzentrationslagers Neuengamme für Frauen, die meist Ungarinnen jüdischer Herkunft waren. In Lübberstedt gab es auch ein sog. Ostarbeiterlager. Hier starben viele Juden bzw. Kriegsgefangene darunter auch Kinder.
Ende März 1945 wurden viele aus diesem Lager ins KZ Bergen-Belsen "evakuiert".
Weitere Zwangsarbeiterlager für Kriegsgefangene gab es in Düring bei der Firma Hartmann, in Uthlede (SS-Sonderlager), Lintig und Nordholz. In den Orten Donnern und Stotel wurden Sowjetbürger begraben. Dies spricht dafür, daß auch in diesen beiden Orten ausländische Zwangsarbeiter mißhandelt wurden. Weitere Opfer des Faschismus sind auf den Friedhöfen in Beverstedt, Heerstedt, Kirchwistedt und Stubben begraben. Als größtes Kriegsgefangenen- und Vernichtungslager kann das KZ Sandbostel in der Nähe von Bremervörde bezeichnet werden. In diesem Lager befanden sich meist zwischen 30.000 und 50.000 Kriegsgefangene aus Polen, Jugoslawien, der UdSSR, Belgien, Frankreich und Italien. Ab 1944 muß Sandbostel dann als Sterbelager bezeichnet werden. Hinzu kommt, daß Sandbostel Durchgangslager für Transporte zu KZ's wie Bergen-Belsen war. Allein 3.000 KZ-Häftlinge liegen hier begraben. Insgesamt wird die Zahl der Toten in Sandbostel auf über 46.000 geschätzt.

ERTRUNKEN IN 20 CM TIEFEM GRABEN!

In allen Orten der Samtgemeinde Beverstedt wurden Kriegsgefangene zur Zwangsarbeit herangezogen. Sie arbeiteten vorwiegend auf Bauernhöfen. In Lunestedt hielt man sie in der ehemaligen Molkerei (Bahnhofstraße) gefangen. Von hier aus wurden die überwiegend französischen Zwangsarbeiter von Lunestedter Aufsehern durch den Ort geführt und auf die einzelnen Höfe verteilt. Die Behandlung der Gefangenen war sehr unterschiedlich: Sie reichte vom gemeinsamen Essen mit den Bauern (dies war verboten!) bis zum Essen, was selbst der Hund ablehnte. Auf manchen Höfen waren selbst Prügel für die Kriegsgefargenen üblich. In Bokel z.B. "ertrank" ein polnischer Kriegsgefangener in einem 20 cm tiefen Graben.
Nach dreckigster Nazi-Manier wurde eine Heerstedter Bürgerin durch einen Beverstedter Handwerker denunziert. Angeblich hatte sie ein Verhältnis mit einem polnischen Kriegsgefangenen. In durchaus damals in Deutschland üblicher Art und Weise schnitt man der Frau die Haare ab, hängte ihr ein Schild mit der Aufschrift um: Ich bin im Dorf das größte Schwein, ich lasse mich mit Polen ein! und führte sie durch Beverstedt. SA-Leute, Hitlerjugend und Jungvolk leiteten amüsiert diese Prozession.

ZWANGSSTERILISIERUNG

Im faschistischen Deutschland war es gang und gäbe, Behinderte im Rahmen des Programms zur Vernichtung sog. "lebensunwerten Lebens (Euthanasie) zu ermorden (80.000 Tote in sog. Tötungsanstalten). Menschen entschieden wer lebenswert, lebensunwert oder beschränkt lebenswert war. So wurden auch an Lunestedter Kindern Zwangssterilisierungen vorgenommen.

WER AUS DER GESCHICHTE NICHT LERNT, IST VERURTEILT, SIE WIEDERZUERLEBEN

Mit Ende des Weltkrieges ist nicht das faschistische Gedankengut beseitigt worden. In jüngster Zeit mehren sich Tendenzen, die durchaus auf eine braune Gefahr hindeuten:
- NPD ist nicht verboten
- Treffen von SS-Traditionsverbänden
- Haftverschonung für Massenmörder
- Berufsverbote für DKP-Mitglieder und andere fortschrittliche Personen
- Ausländerfeindlichkeit bzw. Haß
- Bombenanschläge (München Oktoberfest 1980)
- riesige Waffenlager von Neonazis
- Wehrsportgruppen
Zu diesen Tendenzen kommt in der BRD noch die gewaltige Nachrüstung, die mit Antikommunismus (Reagan: UdSSR ist das Zentrum des Bösen!) begründet wird.
Es ist wieder möglich, daß von der BRD ein Krieg ausgeht, der die Welt vernichten wird.
Im Gedenken der Opfer aller Kriege sollten alle Menschen dieses Landes an den Schwur der Insassen des KZ's Buchenwald denken: VON DEUTSCHEM BODEN DARF NIE WIEDER EIN KRIEG AUSGEHEN !
(Rechtschreibfehler wurden teilweise ohne Kennzeichnung berichtigt.)



Im Oktober 1935 forderte die NSDAP die Deutschen auf, nicht bei Juden zu kaufen.

In Freschluneberg und Westerbeverstedt wurde ein Flugblatt des Ortsgruppenleiters, der Bürgermeister und der Ortsbauerführer vom 9.10.1935 verteilt. Darin wurden die "Volksgenossen" der Gemeinden Westerbeverstedt und Freschluneberg aufgefordert, "alle jüdischen Geschäfte (wie Schocken, Liepmann, Cohn) unbedingt zu meiden! Insbesondere erwarten wir von den Mitgliedern des Reichsnährstandes, dass sie in Zukunft Verkäufe an jüdische oder halbjüdische Viehhändler ( ... ) nicht mehr tätigen."
viehjuden
In den Wesermünder Neuesten Nachrichten am 11.10.35 wurde eine Liste mit 18 "jüdischen Viehhändlern" veröffentlicht. Am Ende hieß es: "Nachdem nunmehr in ausreichendem Maße Aufklärung geschaffen ist, kann kein Viehhalter mehr einwenden, die Namen der jüdischen Viehhändler nicht gekannt zu haben."

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